C2C e.V.: Herr Grupp, Sie sind Geschäftsführer und Inhaber von TRIGEMA. Gesundheit und Umwelt wird bei Ihnen großgeschrieben. Wie genau setzen Sie das in ihrem Unternehmen um?
Wolfgang Grupp: Wenn Sie von Gesundheit und Umwelt sprechen, handelt es sich auch ein bisschen um unternehmerischen Egoismus. Als Unternehmer beziehe ich Vorteile aus einer gesunden Belegschaft. Deshalb ist es für mich selbstverständlich, dass meine Mitarbeitenden so behandelt oder unterstützt werden, dass die Gesundheit mit an erster Stelle steht. Darauf haben wir schon immer geachtet. Mit einem kranken Mitarbeiter kann ich keine guten Ergebnisse erzielen. Auch die Umwelt zu schonen war für mich als Unternehmer von Anfang an von Bedeutung und vorteilhaft. 1980/81 habe ich mich für 100 % Eigenstrom durch eine Kraft-Wärme-Kopplung entschieden. Meine Entscheidung resultierte daraus,
dass ich damit die Umwelt schonen konnte, aber gleichzeitig Dinge mehrfach nutze und dadurch kostengünstiger produziere. Ich war überrascht, als wir dafür zehn Jahre später Staatssubventionen bekamen. Wir haben uns dafür entschieden, weil es zukunftsorientiert war und nicht um Subventionen zu erhalten. Wenn ich Ressourcen spare, habe ich weniger Kosten. Das ist eine ganz logische Folge für mich als Unternehmer. Ich kann nichts machen, was teurer ist — ich muss immer den Profit im Auge behalten. Ich kann nur Ideen verfolgen, die für die Zukunft haltbar sind — mit denen Arbeitsplätze in der Zukunft gesichert sind und Kosten im Griff gehalten werden.
C2C e.V.: Sie haben eine Cradle to Cradle-Produktlinie. Was macht Ihre Produkte zu Cradle to Cradle-Produkten?
Wolfgang Grupp: Unsere Produkte werden dann zu Cradle to Cradle-Produkten, wenn sie nach den Cradle to Cradle-Prinzipien produziert werden. Alle Komponenten in der Produktion wie Farben, Chemikalien usw. sind nach den Cradle to Cradle-Prinzipien hergestellt. Und dann ist eben auch das fertige T-Shirt, Polohemd oder allgemein unsere Textilien biologisch abbaubar. Sie gehen ohne bedenkliche Reste in das Erdreich über. Um dies zu demonstrieren, haben wir zu Beginn der Produktlinie ein T-Shirt sechs Monate vergraben und es hat sich zu 100 % zersetzt.
C2C e.V.: Auch bei der Herstellung werden keine unverwertbaren oder giftigen Substanzen verwendet oder erzeugt?
Wolfgang Grupp: Dürfen ja nicht. Darauf legt die C2C-Zertifizierung und auch wir großen Wert. Wir können uns ja nicht erlauben, etwas nach bestimmten Voraussetzungen anzubieten, die dann nicht erfüllt sind. Es wird konstant darauf geachtet, dass wir das, was Cradle to Cradle ausmacht — dass Produkte wiederverwertbar sind — zu 100 % garantieren können. Es sind nur gesunde Stoffe im textilen Produkt enthalten. Ein Kunde mit Allergien kann problemlos unsere Cradle to Cradle-Textilien tragen, weil er nicht mit irgendwelchen Giftstoffen in Berührung kommt.
C2C e.V.: Was glauben Sie, warum momentan nicht mehr Unternehmen in der Textilbranche nach den Cradle to Cradle-Prinzipien produzieren?
Wolfgang Grupp: Das kann ich nur schwer beurteilen. Wenn ich die Produktion nicht im eigenen Haus habe und produzieren lassen muss, ist es problematisch überall zu garantieren, dass nach Cradle to Cradle-Prinzipien produziert wird. Es kostet am Anfang schon eine gewisse Investition und Vorleistung, damit alle C2C-Grundsätze eingehalten werden: Sie müssen kleinere Mengen produzieren, weil die Nachfrage noch nicht so stark ist, wie auf dem gewöhnlichen Sektor. Und vor allem können sie nicht jede modische Farbe, die gerade gefragt ist, so einfach umsetzen. Dafür muss der Chemielieferant das Farbpulver herstellen und das kostet einen gewissen Aufwand. Wir sind mit der Mode oder mit modischen Farben deshalb etwas eingeschränkt. Zumal es noch sehr teuer ist, wenn sie jede Farbnuance extra für Cradle to Cradle herstellen wollen. Wir sind aber mit jeder Saison dabei die Farbpallette zu erweitern. Unsere Farbpallette der Cradle to Cradle-Produktlinie ist gegenüber der klassischen jedoch noch gering und die Farben sind noch nicht ganz so brillant.
C2C e.V.: Als Unternehmer haben Sie große Verantwortung ihren Mitarbeitenden gegenüber. Wichtige Punkte des Cradle to Cradle-Konzepts sind gesunde Arbeitsbedingungen und eine faire Behandlung der Mitarbeitenden. Wie setzen Sie dies bei TRIGEMA um?
Wofgang Grupp: Das war ja schon immer so. Da spielt auch wieder der unternehmerische Egoismus eine kleine Rolle. Einen Krankenstand von 5 oder 10 % in Kauf zu nehmen kostet Geld. Deshalb müssen sie auch ohne Cradle to Cradle den Krankenstand im Auge behalten und die Mitarbeiter nicht überfordern. Wenn ein Mitarbeiter durch seine Arbeit krank wird, dann hat mir das nichts gebracht. Eine vernünftige Leistung erfordert vernünftige Arbeitsbedingungen. Auch bei der herkömmlichen Produktion setzen wir unsere Mitarbeiter keinen giftigen Substanzen aus.
C2C e.V.: Ist eine neue C2C Produktlinie bei Trigema geplant? Oder stellt sich vielleicht sogar irgendwann Ihr ganzes Unternehmen um?
Wolfgang Grupp: Wir bieten für jede Saison neue Designs oder neue Farben an. Ob wir 100 % Cradle to Cradle fertigen, liegt nicht nur an mir, sondern auch an der Nachfrage. Cradle to Cradle ist natürlich noch etwas teurer, da wir noch nicht in großen Mengen produzieren. Ich kann jedoch behaupten, dass es sich sukzessive steigert. Und irgendwann wird es immer mehr Platz einnehmen. Dass es eine Steigerung gibt ist wichtig. Unser Ziel ist die Schonung der Umwelt und nichts zu tun, was Umwelt und Menschen schadet. Das geht aber leider nicht von heute auf morgen − das dauert eine gewisse Zeit.
C2C e.V.: Welche Botschaft möchten Sie den C2C-Interessierten mitgeben?
Wolfgang Grupp: Wer heute ein Cradle to Cradle-Produkt kauft, zeigt, dass er sehr vorausschauend denkt und zu den Menschen gehört, die unsere Erde schonen und unseren Nachkommen ein intaktes Erdreich übergeben möchte. Jede Generation hat eine Verantwortung für Ihren Lebensabschnitt. Von Cradle to Cradle inspirierte Produkte sind selbstverständlich positive Beispiele für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Welt.
Wolfgang Grupp ist alleiniger Geschäftsführer und Inhaber von TRIGEMA. Er vereint sehr viel Erfahrung im Bereich Textil und Lieferketten mit einem hohen Maß an ökonomischen Sachverstand. Bereits seit Jahren führt TRIGEMA unter anderem eine Cradle to Cradle-Linie. www.trigema.de
Dieses Interview ist erstmals im Printmagazin NÄHRSTOFF #2 erschienen.