Eine Billion Euro will die Europäische Investitionsbank EIB in diesem Jahrzehnt in den Klimaschutz investieren. Und sie will wissen, mit welchem Rückhalt der Bevölkerung sie beim Klimaschutz rechnen kann. Dazu hat sie 30.000 Menschen in 30 Ländern befragt – und auch hierzulande sehr aufschlussreiche Antworten bekommen:
42 % der Deutschen meinen, der Klimawandel lasse sich am besten durch „radikale Verhaltensänderungen“ bekämpfen. Gleichzeitig sind gerade mal 15 % der Befragten in Deutschland bereit, ihr Verhalten so radikal zu ändern, wie es zur Erreichung der Pariser Klimaziele notwendig wäre. Diese Lücke macht deutlich: Menschen wollen nicht auf Annehmlichkeiten verzichten, selbst wenn sie glauben, dass dieser Verzicht wirksam wäre. Dass er nicht wirksam ist, hat der Gründer der Deutschen Klimatagung gerade festgestellt: Zwölf Monate Lockdown haben die Emissionen eines Monats eingespart – soweit die traurige Bilanz des Verzichts.
Doch die Zahlen der EIB halten noch mehr bereit: Je jünger die Befragten, desto geringer ist die Bereitschaft zum Verzicht, und je älter, desto höher die Akzeptanz gegenüber Verboten. Auch auf die Fragen nach Recycling gibt es überraschende Antworten: Nur 37 % der Menschen unter 30 Jahren meinen, dass Produkte nicht mehr produziert werden sollten, wenn sie sich nicht reparieren lassen, aber 61 % der Menschen über 65 stimmen dieser Position zu.
Aus diesem Kontrast zur „gefühlten Wirklichkeit“, in der die junge Generation fürs Klima und gegen die Alten kämpft, nehmen wir drei Einsichten mit:
- Es gibt keine Einigkeit der „Jugend von heute“ in ökologischen Themen. Damit ist auch der Generationenkonflikt zwischen den Millenials und den Boomern mehr Medienmythos als Realität: Die Jungen sind nicht umweltbewusster als die Alten.
- Im Engagement für eine intakte Umwelt sollten weder Regierungen noch die EIB auf Moral pochen und sich dann auf freiwillige Mitarbeit der Bevölkerung verlassen. Die Menschen verzichten heute ebenso wenig auf die Vorzüge ihrer Zeit, wie gestern oder morgen.
- Die Diskrepanz zwischen Absichten und realen Handlungen zeigt: Um den Wunsch der Menschen nach einem angenehmen Leben mit der dringenden Forderung nach einem intakten Planeten zu vereinbaren, brauchen wir andere Technologien, andere Designs, andere Konzepte – und die müssen nicht bloß „weniger schlecht“ als bisherige Lösungen sein, sondern sie müssen gut sein.
Um unsere Gesellschaft und unser Handeln von „weniger schlecht“ und „linear“ zu „richtig gut“ und „in Kreisläufen“ zu transformieren, brauchen wir nicht nur eine bestimmte Generation. Vielmehr sind Jung und Alt gefragt, komplett umzudenken und gemeinsam anders als bisher zu handeln.