Neben dem unfassbaren Leid, den der Krieg für die Menschen in der Ukraine bringt, zeigt er auch deutlich auf, was in der deutschen und europäischen Ressourcenpolitik in den vergangenen Jahren falsch lief. Die Importe von Ressourcen wie Weizen, Sonnenblumenöl, Soja, Stahl oder Eisen sind stark beeinträchtigt oder kommen vollkommen zum Erliegen. Baumaterialien werden knapp und Düngerpreise schießen in die Höhe. Der Krieg verdeutlicht die Rohstoffabhängigkeit Deutschlands, die eigentlich seit Langem bekannt ist. Und ebenso lange ist klar, dass wir uns inmitten einer globalen Ressourcenkrise befinden. Es ist traurig, dass dies vielen politischen Entscheidungsträger*innen erst durch einen Krieg klar zu werden scheint.
Die Antwort auf diese Ressourcenkrise kann nur eine Kreislaufwirtschaft nach Cradle to Cradle sein. Statt beispielsweise Phosphor jedes Mal neu als Düngemittel zu importieren, müssen wir diesen wertvollen Rohstoff zurückgewinnen und in Kreisläufen führen. Wenn wir Baumaterialien wie Stahl im Kreislauf führen und Gebäude als Materiallager betrachten, machen wir uns weniger abhängig von Rohstoffimporten. Und das sind nur zwei Beispiele von vielen, die zeigen, dass eine geschlossene Kreislaufwirtschaft nach Cradle to Cradle branchenübergreifend und in allen Sektoren nötig ist – gerade für die ressourcenarmen Länder Europas, wie Deutschland. Doch wir dürfen es nicht auf der Produktebene belassen. Der Ausbau von Erneuerbaren Energien, die mit kreislauffähigen Anlagen produziert werden, ist nicht nur geopolitisch notwendig, sondern auch zwingend nötig für eine zukunftsfähige Wirtschaft, die sich nicht ihrer eigenen Lebensgrundlage beraubt.
Diese ganzheitliche Transformation unserer linearen Wirtschaft hin zu einer Kreislaufwirtschaft nach Cradle to Cradle bringen wir mit unserer Arbeit als NGO auch auf politischer Ebene voran. Auch in diesem Jahr liegt ein Fokus unserer Arbeit darin, politische Entscheidungsträger*innen von Cradle to Cradle als Weg hin zu einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft zu überzeugen.