Traktorblockaden, Sternfahrten und Großdemonstrationen: Überall in Deutschland protestieren Landwirt*innen gegen Kürzungen von Subventionen durch die Bundesregierung. Für uns sind in der Diskussion um eine zukunftsfähige Agrarwirtschaft zwei Punkte besonders wichtig:
Erstens ist der Agrarsektor für die dringend notwendige Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft nach Cradle to Cradle elementar. Deshalb ist es unverständlich, dass die Landwirtschaft auf EU-Ebene getrennt von allen anderen Wirtschaftszweigen betrachtet wird und nicht im Circular Economy Action Plan adressiert wird. Zweitens belohnt die EU-Subventionspolitik im Agrarsektor seit Jahrzehnten vor allem eines: Die Größe der landwirtschaftlichen Fläche eines Betriebs. Zwischen 2021 und 2027 werden jährlich im Schnitt 55 Mrd. Euro Agrarsubventionen überwiesen. Zwar sind inzwischen 20 Prozent der Auszahlungen an Umweltengagement im weitesten Sinne gekoppelt, aber auch dabei ist die Betriebsgröße das Vergabekriterium. Das verzerrt den Markt und erschwert den Umstieg der Landwirt*innen auf regenerative Bewirtschaftungsweisen.
Jährlich gehen durch Bodenerosion rund 10 Mio. Hektar Ackerfläche verloren – beschleunigt von der konventionellen Landwirtschaft durch Überweidung, Entwaldung und Übernutzung. Landwirtschaftlich genutzte Flächen sind wichtige Lebensräume, Kohlenstoffspeicher und die Grundlage der Ernährung der Weltbevölkerung. Das Ziel muss also eine regenerative Landwirtschaft sein, die Nährstoffe wie Phosphor im Kreislauf hält, Humus aufbaut statt Böden auszulaugen, Biodiversität fördert und Kohlenstoff bindet.
Kohlenstoff in Kreisläufen zu führen ist ein Thema, das nicht nur im landwirtschaftlichen Kontext viel zu kurz kommt. Auch in der Industrie beschäftigen wir uns noch immer vor allem mit der Frage der Emissionsreduktion, nicht aber mit der Frage, wie wir mit der wertvollen Ressource Kohlenstoff zukunftsfähig umgehen können.