Geschrieben von: Tobias Hlobil, Arbeitskreis Seminare & Ole Tröbs, Bündnis Landwirtschaft, Praktikant C2C NGO
Die diesjährige Plenum Jahreskonferenz startete mit zwei Exkursionen zum Cradle to Cradle-orientierten Bauen – beide mit Fokus auf das regenerative Baumaterial Holz. Im Tübinger Stammwerk von TRIQBRIQ lernte die Gruppe ein rückbaubares Holzbausystem kennen, das ohne Kleber und Schrauben auskommt. Anschließend besichtigten sie das Holzparkhaus des Architekturbüros Herrmann+Bosch, das später auch als Wohn- oder Bürogebäude genutzt werden kann. In den darauffolgenden Tagen boten Workshops, Gruppen-Austausch und eine Exkursion zu einem biodynamischen Weingut weitere Inspirationen. Mit neuen Ideen, Wissen und Energie kehrten die Teilnehmenden vom Plenum zurück zu ihren Initiativen.
Tag 1: Einblicke in die Praxis kreislauffähiger Gebäude
Zu Beginn der diesjährigen Plenum-Jahreskonferenz standen zwei Exkursionen auf dem Programm, die sich beide mit C2C-orientiertem Bauen beschäftigten. Beide Exkursionen hatten zudem eine weitere Gemeinsamkeit: den Fokus auf ein bewährtes und regeneratives Baumaterial – Holz!
Die erste Exkursion führte die Gruppe von C2C-Begeisterten nach Tübingen zum Stammwerk von TRIQBRIQ. Dort basiert das System auf modularen Holzbausteinen, die auch aus Schwach- und Schadholz gefertigt sind. Die sogenannten BRIQs kommen ohne Kleber oder Schrauben aus. Die einzelnen Bausteine und die BRIQs untereinander werden allein durch Holzdübel verbunden. So entsteht ein vollständig rückbaufähiges und wiederverwendbares Massivholzbausystem, das kurze Bauzeiten ermöglicht, da Trocknungszeiten entfallen und der Bedarf an Fachkräften sinkt. Ein Gruppenmitglied brachte es treffend auf den Punkt: „Ich kenne kein Unternehmen, dass so cradelig ist wie ihr“.
Nach dieser informativen Exkursion reiste die Gruppe gemeinsam weiter nach Wendlingen am Neckar, um dort das Holzparkhaus des Architekturbüros Herrmann+Bosch zu besichtigen. Das Parkhaus besteht fast vollständig aus Holz und ist Teil des IBA’27-Projekts. Dabei liegt der Fokus darauf, Gestaltung, Nutzerfreundlichkeit, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zu vereinen. Um eine möglichst hohe Kreislauffähigkeit zu gewährleisten, wurden keine Verbundmaterialien eingesetzt, sondern stattdessen mechanische Verbindungen genutzt, die vollständig rückbaubar sind. Die Ästhetik, die offene Bauweise und die flexible Nutzung des Gebäudes ermöglichen es, das Parkhaus in Zukunft zu einem Wohn- oder Bürogebäude umzuwandeln, wenn weniger Parklächen benötigt werden und diese stattdessen den Menschen zugutekommen.
Tag 2: C2C im Fokus: Austausch, Politik und Wein
BeKREISterung statt Krisenstimmung in Stuttgart. An den Tagen 2 und 3 der Jahreskonferenz standen Austausch und neue Ideen im Fokus.
Nach den beiden Exkursionen des ersten Tages begann Tag 2 mit einer Input- und Diskussionsrunde zu C2C-Themen in Bezug auf das Gebäude von Hermann+Bosch Architekten. Tim Janßen (Geschäftsführender Vorstand) gab einen Einblick in die bisherigen Ziele und Projekte der NGO. Immerhin gab es dieses Jahr viel zu besprechen und zu feiern: Labor Tempelhof, neue Bildungsformate, die Akademie und viele weitere Aktionen zeugen davon, wie weit Ehrenamt und Hauptamt in einem Jahr gekommen sind.
Den zweiten Programmpunkt übernahmen Lena Germscheid (Referat Kommunale Entwicklung) und Michael Mangold (Referat Politik und Gesellschaft). In diesem Workshop konnten wir all unsere Fragen zum Thema C2C in der (Lokal-)Politik loswerden: Wie können wir am besten Politiker*innen für C2C gewinnen? Welche Möglichkeiten gibt es, politische Entscheidungen oder Leitlinien nach C2C mitzugestalten? Dabei tauschten sich die Regionalgruppen über ihre bisherigen Best- (und Worst-) Practices in der politischen Arbeit aus. Egal, ob es um Wahlprüfsteine geht, wie man die Bürgermeister*innen-Wahl „cradelig“ beeinflusst oder wie das Netzwerk C2C Regionen vergrößert werden kann – das Ehrenamt sitzt an einem großen Hebel, um das Konzept und positive Zukunftsvisionen von C2C in die Lokalpolitik und damit auch in das Leben der Menschen zu integrieren.
Abends stand dann die dritte Exkursion an. Passend zu aktuellen Projekten aus dem Ehrenamt, wie der Gestaltung von Wein und Weinverpackungen nach C2C (inklusive Flasche vs. Tetrapak-Diskussion), besuchten wir das biodynamische und „cradelige“ Weingut des Weinkollektivs Edenberg & Tal. Bei einer Weinverkostung erfuhren wir alles über die Herausforderungen, aber auch die Vorteile des Weinbaus nach C2C-inspirierten Maßnahmen. Ein offizielles Zertifikat für den Anbau gibt es derzeit noch nicht. Also: Fleißig C2C-Wein trinken und darauf hoffen, dass sich dies in der Zukunft weiterentwickelt.
Tag 3: Ideenwerkstatt für eine cradelige Zukunft
Den letzten Tag starteten wir im Experimentierraum Stuttgart mit einer Brainstorming-Runde für einen C2C-Park(ing) Day. Konkret ging es darum, wie Parkplätze temporär umgenutzt werden können, um den städtischen Raum für alle Nutzungsszenarien zu öffnen und einen positiven Fußabdruck zu hinterlassen. Ob Sitzmöglichkeiten, Kunstausstellung oder Livemusik – fast alles ist möglich, solange es auf den Platzbedarf eines SUVs passt.
Die Planung des Park(ing) Days wurde durch eine Ideenrunde aus dem Ehrenamt ergänzt, in der alle Ehrenamtlichen Projekte vorstellen konnten, an denen sie gerade arbeiten oder für die sie Unterstützung benötigen. So entstanden viele neue Impulse für zukünftige Aktionen – von einer kleinen C2C-Ausstellung über C2C-Karnevalsumzüge bis hin zu C2C-Landwirtschaft. Neue Aktionsgruppen wurden gegründet, Pläne geschmiedet und Kontakte ausgetauscht.
Wie bei jeder Plenum Jahreskonferenz kann ich (Ole) aus eigener Erfahrung sagen, dass wir alle zwar erschöpft, aber auch hochmotiviert mit neuen Themen und Aufgaben in die Regionalgruppen- oder Bündnisarbeit zurückkehren. So auch dieses Mal. Oder wie es ein Mitglied zum Abschied ausdrückte: „Wir fahren beKREIStert statt in Krisenstimmung zurück, um die Welt ein wenig cradeliger zu machen.“