Am Dienstag, 10. September 2019, durften wir, nach monatelanger Vorbereitung, endlich unser neues C2C LAB in Berlin feierlich eröffnen. Das C2C LAB ist die weltweit erste umfassende Bestandssanierung nach Cradle to Cradle-Kriterien und macht diese auf 400m² als Bildungszentrum, NGO-Office und Reallabor inhaltlich und praktisch erlebbar. Am Mittwoch folgte passend dazu der C2C Summit 2019 zu den Themen Architektur und Bauen, wo Vertreter*innen aus den Bereichen Bau, Architektur, Wirtschaft und Politik die Gelegenheit hatten sich anlässlich der Sanierung über C2C-Innovationen, Best Practice Beispiele und zukünftiges Bauen auszutauschen.
Als Standort für das C2C LAB wurde eine stark sanierungsbedürftige Mieteinheit in einem Ost-Berliner Plattenbau aus kommunalem Wohnungsbau ausgewählt: Innovation durch Bauen im Bestand trifft auf Stahlbeton der DDR. Als Qualitäts- und Innovationstreiber in Berlin setzen wir mit dem C2C LAB neue Maßstäbe für gesunde und kreislauffähige Innovationen mit einem positiven Fußabdruck: Das C2C LAB bringt C2C-Changemaker zusammen und beschleunigt den Übergang zu einer C2C-Zukunft. Es bietet ein Angebot mit Workshops, Vorträgen, Podiumsdiskussionen etc. für alle Altersgruppen und für jeden Wissensstand.
Vor dem Hintergrund, dass der Bausektor heute über 50% des deutschen Abfallaufkommens verursacht, zeigt das C2C LAB, wie man dieser Herausforderung begegnen muss. Denn es ist mit vielen der innovativsten, bereits heute verfügbaren Lösungen aus dem Bausektor bestückt. Das Sanierungsvorhaben ist damit Bildungsarbeit zum Anfassen und als Reallabor ein Ort zum Experimentieren. Die verbauten Produkte und Materialien lassen sich nicht nur auf die Sanierung beschränken, sondern liefern wichtige Impulse für den Roh- und Neubau. Bestandssanierungen sind heute eine enorme Herausforderung vieler Städte und Kommunen. Sie bergen hohes Potential und sind geradezu zwingend nötig angesichts akuter Wohnraumknappheit in Großstädten. Entscheidend ist, dass auch bei Bestandssanierungen gesunde und kreislauffähige Materialien gewählt werden. Lebensräume und Arbeitsstätten müssen für Menschen gemacht sein, es darf nicht mit bloßem Fokus auf Energieeffizienz oder ökonomischen Kostendruck saniert werden. Das C2C LAB ist damit Leuchtturmprojekt und Blaupause für innovatives und zukunftsweisendes Bauen. Mit Blick auf moderne Arbeitsräume kommt das C2C LAB den Mitarbeiter*innen und Besucher*innen zu Gute: Teppiche, die die Luft reinigen, Wandfarben, die nicht ausgasen, Lampen, die durch biodynamisches Licht zum Wohlbefinden beitragen, akustische Deckenlösungen, die vollständig kreislauffähig sind, Pflanzenwände, die die Luftqualität verbessern und einen Naturbezug herstellen, Sitzmöglichkeiten, die für Hautkontakt optimiert sind, und vieles mehr. Das C2C LAB wurde mit der Unterstützung von mehr als 40 Partnern aus der C2C-Community umgesetzt. Drees & Sommer, ein international tätiges Beratungsunternehmen für den Bau- und Immobiliensektor, unterstützte das Vorhaben maßgeblich mit Planungs- und Fachkompetenz.
Viele dieser Punkte wurden durch Grußwörter von Katrin Lompscher (Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen in Berlin) und Regine Günther (Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz in Berlin) unterstrichen. Bausenatorin Lompscher trat beim C2C Summit mit einer Forderung vor das Publikum: „Die technischen Bauvorschriften müssen angepasst werden – es muss einfacher werden, Bestandssanierungen nach Cradle to Cradle Prinzipien durchzuführen!“ Senatorin Lompscher fuhr fort und betonte, dass wir durch unsere gemeinnützige Kommunikations- und Vernetzungsarbeit die Grundlage dafür schaffen können. Umweltsenatorin Regine Günther wies am Vortag ebenfalls darauf hin, dass durch die Materialisierung der Cradle to Cradle Idee im Rahmen des C2C LABs ein Leuchtturmprojekt geschaffen wurde, welches weit über die Grenzen Berlins hinausstrahlen wird. Die Gründung des C2C LABs bietet viele, langfristige Perspektiven: Die Vision von C2C Denkschule und Designkonzept und damit von gesunden und kreislauffähigen Produkten wird künftig noch stetiger und konkreter zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik diskutiert werden können. Die drängende Herausforderung knapper werdender Ressourcen erfordert dringend politisches Handeln. Gebäude können bereits heute als Materialbanken für Morgen gebaut werden. Servicekonzepte bilden die Basis dafür, dass Materialien zurück in den Produktionsprozess einfließen. Kreislauffähige und leicht demontierbare Häuser sind die Zukunft – das Verwandeln von wertvollen Stoffen in Sondermüll kann dagegen keine Lösung sein.
Florian Pronold (Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit) unterstrich diese Themen in seinem Impulsvortrag und stellte dar: „Es ist zwingend nötig, dass man sich schon beim Design überlegt, was denn mit einem Produkt geschieht, nachdem es Abfall geworden ist.“ Auch der Bundestagsabgeordnete Klaus Mindrup bekräftigte diese Ansicht. Er führte aus, dass die Bundesregierung noch viel von Cradle to Cradle lernen könne, zum Beispiel „nicht in Schachteln, sondern ganzheitlich zu denken.“ Dieser Idee des positiven Fußabdrucks hat sich beispielsweise auch das Unternehmen Tarkett, einer der wichtigsten Hersteller von Teppich- und Hartböden, verschrieben. Tarkett CEO Fabrice Barthélemy stellt klar: „Cradle to Cradle ist in unserer Unternehmensstrategie bereits der ‚North Star‘! Das Cradle to Cradle Designkonzept muss im Bereich der Baustoffe als richtungsweisend betrachtet werden.“ Auch der Mitbegründer des Cradle to Cradle-Konzepts, Prof. Dr. Michael Braungart, unterstrich, dass es konkrete Beispiele brauche, wie die Zukunft aussehen kann – das C2C LAB stellt als Reallabor ein solches Beispiel dar.Den Charakter eines Showrooms bekommt das C2C LAB durch den umfangreichen Einsatz von nach C2C definierten Materialien und Systemen, von Hart- und Teppichböden über Akustikdecken bis hin zu Fenstern und Türen. Dabei standen wir, in der Rolle als Bauherr, vor spannenden Herausforderungen, u. a. bei der Frage zur Verbindung der Gewerke. Nora Sophie Griefahn, unsere Geschäftsführende Vorständin, konstatiert im Anschluss: „Es reicht nicht, nur über das eigene Produkt nachzudenken. Es braucht integrierte Lösungen, die über den Tellerrand der Herstellenden hinausgehen. Dazu sind Planungsgruppen nötig, in denen Entsorgungsunternehmen genauso involviert sind wie Handwerker*innen und Designer*innen – wir brauchen einen Stakeholder-Dialog 2.0!“ Dazu wird das C2C LAB als zentraler Veranstaltungsort beitragen. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Veranstaltungen und Formaten zu Cradle to Cradle aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft wird es im C2C LAB zukünftig vielfältige Bildungsangebote geben. Das Ziel ist dabei klar gesteckt: Die genannten Herausforderungen in Lösungen verwandeln! Tim Janßen, unser Geschäftsführender Vorstand, stellt fest: „Mit dem C2C LAB werden auch wir als Organisation wachsen, und darauf freuen wir uns! Wir haben nun ein Bildungszentrum eröffnet, durch das wir deutschlandweit und in die Welt wirken werden.“ Er schloss mit der Aufforderung: „Unsere Einladung an die C2C Community steht: Lassen Sie uns gemeinsam wachsen!“
Kate Sowa, Geschäftsstelle in Berlin