Auf dem C2C Congress 2021 haben wir mit Herwart Wilms, Geschäftsführer von Remondis Assets & Services über zirkuläre Wirtschaft und kreislauffähige Produktgestaltung gesprochen. Das Interview könnt Ihr Euch auf YouTube anschauen oder hier als Abschrift lesen.
Warum ist C2C ein wichtiger Ansatz?
Wenn wir über Kreislaufwirtschaft sprechen, haben viele Menschen gerade in Deutschland den Eindruck, wir reden über Abfallwirtschaft. Kreisläufe beginnen aber nicht im Abfall, sondern sie beginnen mit dem Produkt – und die Idee von Cradle to Cradle ist es, genau da hinzuschauen und zu sagen: Hier muss ein Produkt so gestaltet werden, dass es tatsächlich kreislauffähig wird. Also Wiederverwendung statt Verbrauch, das ist die Grundidee.
Wie können Entsorgungsdienstleister zu einer zirkulären Wirtschaft beitragen?
Wenn wir dazu beitragen können, dass wir bei der haushaltsnahen Erfassung möglichst gut getrennt anfangen und den Abfall in gute Sortieranlagen mit möglichst zunehmender Technologie bringen, haben wir ganz erhebliche Möglichkeiten, auch zur CO2-Senkung beizutragen. Das ist möglich, wenn wir all das, was wir an dissipativen Dingen haben – also da, wo wir etwas verlieren oder etwas verschmutzt ist – wieder so aufbereiten können, dass wir es wieder in den Kreislauf geben. Aber Voraussetzung ist, dass Produkte so gestaltet werden, dass man sie tatsächlich im Kreislauf führen kann. Der Tipp an Ingenieure ist ein bisschen bei der katholischen Kirche geklaut. Der Tipp heißt: Was der Mensch verbindet, das soll er auch wieder trennen können.
Warum sollten sich Unternehmen mit Blick auf ihre Zukunft mit C2C beschäftigen?
Cradle to Cradle ist ja älter als die neue Idee vom Green New Deal, aber die Europäische Union hat sich entschieden, diesen Green New Deal zu gehen und eine der wesentlichen Säulen darin ist die Circular Economy. Wer es nicht versteht, seine Produkte zukünftig so zu gestalten, dass sie tatsächlich kreislauffähig sind, und wer dabei nicht Recycling-Rohstoffe auch als Rohstoff einsetzt, der wird spätestens 2050 kein Produkt mehr haben, das er auf den Markt bringen kann. Übrigens sorgt auch die Europäische Kommission dafür, dass man für seine Anlagen etc. keine Finanzierung mehr bekommt. Das heißt, Cradle to Cradle als Idee ist inzwischen in der wirklichen Welt angekommen und wenn wir über 2050 reden, dann wird es wohl umgesetzt sein.

Herwart Wilms ist seit 2005 Geschäftsführer der Remondis-Gruppe. Zuvor war er als Gesamtvertriebsleiter und Sprecher der Geschäftsführung bei RWE tätig. Er studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Germanistik.