Noch nie gab es so viele Workshops, Inputs und Open Spaces auf der Cradle to Cradle Akademie, wie im Juni 2019: Rund 80 Aktive haben sich am Pfingstwochenende in der Freien Waldorfschule Hannover – Bothfeld zusammengefunden, um vier Tage lang zu diskutieren, zu lernen, zuzuhören, sich gegenseitig zu bereichern und Spaß zu haben. Bündnisse wurden gegründet, neue Ideen entwickelt, Kontakte geknüpft und ganz viel Motivation für die weitere ehrenamtliche Arbeit im C2C e.V. abgeholt. Dabei bot die Freie Waldorfschule Hannover – Bothfeld mit den grünen Flächen, den wundervoll gestalteten Klassenzimmern und der schönen Atmosphäre zum zweiten Mal Raum für Kreativität und Innovation im Ehrenamt.
Freitag, 07.06.
Am Freitag reisten die Teilnehmenden aus ganz Deutschland nach Hannover und wurden abends sowohl von der Geschäftsführenden Vorständin Nora Sophie Griefahn, als auch von den beiden Hauptorganisator*innen Benedikt Wanner (Aktivenarbeit) und Anna Leiss (Events) begrüßt. Anschließend berichtete Stefanie Nöthel vom Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz über regionale Projekte, die dem Schutz der Artenvielfalt und dem Umgang mit Müll dienen sollen. Prof. Dr.-Ing. Hans-Josef Endres, gilt als einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Biokunststoffe und sprach auf unserer Akademie über Biokunststoffe und den Unterschied zwischen bioabbaubaren und biobasierten Kunststoffen, und dass das eine nichts mit dem anderen zu tun haben muss.

Am Abend gab es den ersten Open Space der diesjährigen Akademie. Dort haben alle Aktive die Möglichkeit spontan oder geplant eine Idee vorzustellen, für die sie noch Mitstreiter*innen suchen: Von der Gründung eines neuen Bündnisses, dem Schreiben eines prägnanten Slogans oder die Erschaffung eines Kunstwerkes, war unglaublich viel Auswahl und Vielfalt das gesamte Wochenende über zu sehen.
Samstag, 08.06.
Der zweite Tag begann mit der Vorstellung des bis dahin geheimnisumwobenen C2C LABs, von dem schon viele gehört, aber noch keine Fotos gesehen oder nähere Infos bekommen hatten. Das C2C LAB in Berlin ist die weltweit erste umfassende Bestandssanierung nach Cradle to Cradle-Kriterien und macht sie als Bildungszentrum, NGO-Office und Reallabor inhaltlich und praktisch erlebbar. Als Qualitäts- und Innovationstreiber in Berlin setzen wir mit dem LAB neue Maßstäbe für gesunde und kreislauffähige Innovationen mit einem positiven Fußabdruck. So stellten viele Aktive Fragen und man konnte die Begeisterung und Freude in den Reihen spüren. Ab der offiziellen Eröffnung im September wird das LAB auch für ehrenamtliche Aktive und ihre Projekte und Events zur Verfügung stehen.

Als Nächstes berichtete Bernd Groh, der Leiter des Produktmanagements der Hubergroup Deutschland GmbH, aus der Praxis. Das Unternehmen stellt unter anderem C2C-Druckfarben her und ist Teil der Healthy Printing Initiative. Laut Groh seien die Druckfarben so gesund, dass man sie sogar essen könne – allerdings sind sie geschmacklich nicht wirklich genießbar.
Margret Rasfeld stellte als Bildungs- und Umbruchsinnovatorin die Initiative „Schule im Aufbruch“ vor, welche sie mitbegründete. Während ihres sehr inspirierenden Vortrages dachte der ein oder andere bestimmt an seine eigene Schulzeit zurück und wünschte sich in so eine Vielfalt fördernde und feiernde Schule gegangen zu sein.
Gut gestärkt vom Mittagessen ging es dann ans Eingemachte: Der erste Workshop-Block wurde vorgestellt. Die Aktiven hatten im Vorfeld die Möglichkeit einen Workshop über ein Thema ihrer Wahl anzumelden und ihn dann auf der Akademie den anderen Aktiven anzubieten. So berichtete das Bündnis Bau und Architektur von drei Jahren Bündnisarbeit, es wurden die besten Vortragsstrategien diskutiert, Monika Griefahn (Vorsitzende des C2C e.V.) gewährte einen Einblick in ihre Zeit bei Greenpeace und die Umweltbewegung. Margret Rasfeld und Nora Sophie Griefahn entwickelten zusammen mit Workshop-Teilnehmenden unterschiedliche Ansätze mit denen Cradle to Cradle in Schulen implementiert werden kann. Im zweiten Workshop Block ging es anschließend um die verschiedenen Leitbilder im C2C e.V., Social Media Arbeit im Ehrenamt, die Gestaltung eines Cradle to Cradle-Flyers und die Frage was agiles Projektmanagement mit Improvisationstheater gemeinsam hat.

Nach dem Abendessen folgte die Initiativenbühne, während der sich alle Initiativen vorstellten: Die Regionalgruppen und Bündnisse erzählten von ihren Veranstaltungen, Projekten und gaben einen Ausblick auf ihre ehrgeizigen Ziele. Vielleicht dadurch inspiriert platzte die Bühne fast aus den Nähten, als einzelne Aktive beim Open Space von ihren Ideen berichteten. So konnte man sich den „Architecture for future“ anschließen, zusammen das Landwirtschaftsbündnis gründen oder einen eingängigen Slogan kreieren.
Sonntag, 09.06.
Tag drei begann mit einem internen Input: Die Geschäftsstelle in Berlin stellte sich und ihre Arbeit vor, darunter die Bereiche Events & Community (Wolter Student, Anna Leiss und Theresa Kiunke), Aktivenarbeit (Benedikt Wanner und Ronja Schmitz), Kommunikation (Birgit Goldbecker, Ute Stiglmair, Lisa Schmid), die Assistenz der Geschäftsführung (Christina Linke) und FÖJ (Maria Seeger). Danach gaben die beiden Geschäftsführenden Vorständ*innen Nora Sophie Griefahn und Tim Janßen einen Überblick über realisierte Events, Vorträge, die sie gehalten haben und generell über ihre vielfältige Arbeit. Danach wurde der erste Workshop Block für diesen Tag eingeleitet: Es wurde sich die Frage gestellt, wie sich die Wirtschaft mit Cradle to Cradle verändern muss, über Einflussmöglichkeiten auf Arbeitgebende diskutiert, das Konzeptmodell einer Datenbank für C2C-Literatur vorgestellt und ein Cradle to Cradle-Maßnahmenpaket für den Klimanotstand gestaltet.
In der letzten Workshop-Phase konnten die Teilnehmenden erfahren, wie sie Roadmaps nutzen, um Cradle to Cradle leichter zu visualisieren, wie eine C2C-Welt im Hinblick auf neue Geschäftsmodelle aussehen könnte, wie eine kleine Gemeinde in der Nähe von Pforzheim versucht C2C-Modellstadt zu werden, wie man mit Biokohle CO² aus der Atmosphäre bekommt und wie eine zukunftsfähige Landwirtschaft aus der C2C-Perspektive aussehen würde.
Am frühen Abend konnte alle Ergebnisse der Workshops beim „Gallery Walk“ begutachtet werden und alle Referent*innen standen für Fragen zur Verfügung.
Danach hieß es für die Aktiven sich selbst beim alljährlichen Sommerfest zu feiern: Durch die „wish a song“-Playlist wurde auch musikalisch die Vielfalt der Aktiven gezeigt, professionell vertonten Arina Tara und Niklas Kreutzberg den Abend. So wurde es ein schöner Abend voller Tanz, Gesprächen und guter Laune.
Montag, 10.06.
Am letzten Tag wurde noch einmal zum Open Space aufgerufen. Dort wurde das Gewinner-Exponat für die Wanderausstellung „Holz macht Sachen“, bei dem der Cradle to Cradle e.V. als Partner mitwirkt, fertiggestellt und die C2C-LernBoxen vorgestellt und getestet.

Zum Abschluss verabschiedeten Benedikt Wanner und Anna Leiss die Aktiven und bedankten sich bei allen Helfer*innen und Sponsor*innen. Dies wollen wir an dieser Stelle auch noch einmal tun: Vielen Dank an die freie Waldorfschule Hannover – Bothfeld für die Location, Wam und seinem Team von „Fläming Kitchen“ für die vegane und leckere Verpflegung und vor allem allen Aktiven, die dabei waren, die sich eingebracht haben und die schlussendlich diese Akademie zu etwas besonderem gemacht haben. Wir sind immer noch überwältigt von all dem Ideenreichtum, Elan und Motivation, mit der ihr dieses intensive Wochenende gefüllt habt. Wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Jahr mit noch mehr spannenden Vorträgen, Workshops und begeisterten Aktiven.
Ute Stiglmair