Dr. Eckart von Hirschhausen vermittelt auf humorvolle Art medizinische Inhalte. Er gibt nachhaltige Impulse, die hängen bleiben: im Fernsehen, als Sachbuchautor, bei Kongressen oder als Keynote-Speaker. 2020 gründete er die Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen und veröffentlichte das Buch „Mensch Erde – Wir könnten es so schön haben“.
Im Interview beim 9. Cradle to Cradle Congress 2025 erzählt er, wie er in einem Gespräch mit Jane Goodall durch ihre Frage, warum die vermeintlich intelligenteste Spezies ihr eigenes Zuhause zerstört, dazu inspiriert wurde, die Verbindung zwischen individueller und planetarer Gesundheit zu betrachten. Er betont, dass grundlegende Bedürfnisse wie saubere Luft und Wasser für alle wesentlich sind und plädiert dafür, sich auf positive Aspekte und die Chancen einer gesünderen Zukunft zu konzentrieren, anstatt nur auf Verluste hinzuweisen. Dabei setzt er auf gemeinschaftliche Erlebnisse und Inspiration, wie er sie auch in seiner Arbeit mit Humor auf der Bühne vermittelt, und schätzt Initiativen wie Cradle to Cradle NGO, die zu einem positiven Wandel beitragen wollen.
Das Interview könnt ihr euch auf YouTube anschauen oder hier als Transkript lesen.
Viele Produkte enthalten schädliche Stoffe, die uns krank machen. Cradle to Cradle legt daher besonderen Wert auf Materialgesundheit. Warum ist in diesem Zusammenhang eine geschlossene Kreislaufwirtschaft so wichtig?
Die Idee von Gesunde Erde – Gesunde Menschen entstand, als ich ein Interview mit Jane Goodall, die als Schimpansenforscherin weltberühmt wurde, führte. Sie stellte mir eine sehr direkte Frage: ‚Wenn wir Menschen ständig betonen, dass wir die intelligenteste Art auf diesem Planeten sind, warum zerstören wir dann unser eigenes Zuhause? Und das hat mich so bewegt, dass ich darüber nachdachte, warum wir Medizin und Gesundheit immer als etwas Individuelles angesehen und nicht den kollektiven – den Public Health-Aspekt – mitgedacht haben. Natürlich sollte die Luft, die wir atmen, auch wirklich frisch sein, wenn man sagt: ‚Geh mal raus an die frische Luft. Und ich versuche, planetare Gesundheit mit den Cradle to Cradle-Themen zu verbinden, indem ich sage: Wir alle brauchen Luft zum Atmen, Wasser zum Trinken, Pflanzen zum Essen, erträgliche Temperaturen und ein friedliches Miteinander. Wenn man mit solchen scheinbar banalen, aber auch fundamentalen Themen anfängt, dann ist man nicht sofort in dieser ‚Ach, ist das irgendwie links-grün, ist das Markt oder irgendwie Sozialismus‘-Diskussion, sondern man versteht, dass es um ganz fundamentale Bedürfnisse geht, die wir nicht ersetzen können. Und wir denken immer, das, was Menschen erfunden haben, sei so viel besser als das, was die Natur hergestellt hat. Und dann nehmen wir lieber einen Proteinshake in einen Plastikeimer, als leckere Hülsenfrüchte. Auch weil wir denken, das eine müsse man nur anrühren, während man das andere kochen müsste.
Und ich glaube, dass jetzt gerade eine spannende Zeit ist, in der klar wird: Der Preis – wenn wir weitermachen wie bisher – wird immer höher. Und deswegen war auch mein Impuls auf dem Podium, diese Themen mit positiven Herzensanliegen zu verbinden: Nämlich jeder Mensch will gesund sein. Jeder will sich auch vor der nächsten Generation nicht schämen müssen. Und lasst uns nicht nur sagen, was in Gefahr ist, oder was wir zu verlieren haben, sondern vor allem: Was gibt es zu gewinnen? Wir könnten es schöner haben und viel gesünder!
Welche Rolle sollten Medienakteur*innen in der notwendigen Transformation einnehmen? Wie nutzen Sie Ihre Bühne und Ihren Humor, um den Menschen Lust auf Wandel zu machen?
Wie ich den Humor nutze, kann ich am besten im Dialog mit dem Publikum zeigen. Deswegen kann ich jedem empfehlen: Schaut euch die Aufzeichnung an. Wenn ich jetzt etwas sage, würde es verpuffen, weil Humor immer auf einer Resonanz beruht. Und darum kann man sich am besten live in einem Bühnenprogramm inspirieren lassen. Ich glaube sehr stark daran, dass positive Gemeinschaftserlebnisse Menschen viel stärker prägen und sie eher dazu anregen, von einem solchen Kongress zu berichten und sich selbst als ‚Change Agent‘ – als Gestalter des Wandels – zu begreifen, als wenn sie noch so viele YouTube-Videos über die Theorie anschauen.
Was war ihr persönlicher Cradle to Cradle-Aha-Moment?
Ich schätze die Arbeit von Cradle to Cradle NGO, insbesondere von Tim und Nora, schon seit vielen Jahren. Ich finde es großartig, dass sie die Veranstaltungsbranche mit den Konzerten auf dem Tempelhofer Feld aufgeweckt und gezeigt haben, wie viel man an vielen Stellschrauben verändern kann. Und auch Michael Braungart hat immer so eine unfassbar unfreiwillig komische Art, Dinge auf den Punkt zu bringen. Zum Beispiel wenn er darüber redet, dass wir den Körper am besten entgiften, indem wir stillen. Man denkt vielleicht, das sind Dinge, die man auf den ersten Blick überhaupt nicht miteinander in Verbindung bringt. Doch plötzlich wird einem klar: Alles, was wir zu uns nehmen, bleibt in uns, zirkuliert durch uns und wird vielleicht sogar weitergegeben. Und uns als Teil von etwas Größerem begreifen. Und wie Michael es auch formuliert hat: Wir wollen nicht nur ein bisschen weniger schlecht sein; wir wollen auch wieder gerne Mensch sein dürfen und gerne zu etwas beitragen, das positiv in Erinnerung bleibt. Das nehme ich von heute ganz klar mit. Der Tag ist noch jung, ich bin noch bereit für weitere Aha-Momente.