Kerstin Erbe ist seit 2011 Mitglied der Geschäftsführung von dm-drogeriemarkt und verantwortet unter anderem die Bereiche Produktmanagement und Unternehmensverantwortung.
Im Interview beim 9. Cradle to Cradle Congress 2025 spricht sie darüber, wie dm seine Kreislaufstrategie an Cradle to Cradle ausrichtet – von der Produktentwicklung bis zur Verpackungsgestaltung. Dabei geht es ihr um die zentrale Frage, wie Produkte von Anfang an so konzipiert werden können, dass sie in biologischen oder technischen Kreisläufen zirkulieren. Außerdem zeigt sie, wie Cradle to Cradle dabei helfen kann, Veränderung als echte Chance zu begreifen.
Das Interview könnt ihr euch auf YouTube anschauen oder hier als Transkript lesen.
Was macht dm, um Verpackungen und Produkte kreislauffähig zu gestalten?
Unsere Kreislaufstrategie ist insgesamt ausgerichtet am Cradle to Cradle-Prinzip. Das heißt, wir versuchen sowohl die technischen als auch die biologischen Wertstoffe im Kreislauf zu halten. Dafür achten wir natürlich erstmal darauf, dass möglichst wenig Material zum Einsatz kommt. Bei Verpackung zum Beispiel versuchen wir permanent die Verpackungsmenge zu reduzieren. Dann arbeiten wir sehr stark daran, dass die Packmittel – bei uns häufig Kunststoffe – recyclingfähig sind, damit wir sie im Recyclingkreislauf halten können. Wir achten aber auch sehr darauf, dass Rezyklate abgenommen werden und wir hochwertige Rezyklate in unseren Verpackungen einsetzen. Und natürlich arbeiten wir auch damit, dass wir auf unseren Verpackungen Trenntipps, Entsorgungstipps und ähnliches für die Kund*innen abbilden.
Das gleiche gilt auch für den biologischen Kreislauf. Hier wissen wir natürlich, was in den Rezepturen ist und versuchen möglichst biologisch abbaubare Rezepturen zur Verfügung zu stellen. Wo dies nicht möglich ist, informieren wir mit entsprechenden Entsorgungshinweisen und in Vorsichtshinweisen die Kund*innen. Und natürlich arbeiten wir permanent daran, auch an diesen Baustellen besser zu werden.
Wie trägt dm dazu bei, dass Veränderung und Transformation auch als Chance wahrgenommen werden?
Wir glauben einfach daran, dass Menschen sich entwickeln wollen und es auf Herausforderungen immer eine Lösung gibt. Und Menschen lassen sich auch sehr für neue Lösungen begeistern, wenn sie die Sinnhaftigkeit darin entdecken. Und das ist natürlich ganz wichtig. Wenn man Veränderungen initiieren möchte, muss es Spaß machen, einfach sein und convenient. Bei uns darf es auch nicht zu teuer werden. Aber wir versuchen immer wieder unseren Kund*innen neue Anreize zu geben, zum Beispiel ein nachhaltigeres Produkt auszuprobieren oder einfach mal eine andere Anwendungsform. Und wir merken, dass das auch gut funktioniert. Das heißt nicht mit dem Zeigefinger und sagen, du sollst und musst – das funktioniert nicht, denn wer mag das schon. Es darf auch nicht so kompliziert werden. Wenn man am Regal bei uns eine Doktorarbeit gemacht haben muss, um zu verstehen, was das nachhaltigste Produkt ist, will das auch keiner. Es soll einfach sein, Spaß machen und nicht so teuer und dann gehen unsere Verbraucher*innen mit.
Was ist Ihr persönlicher Cradle to Cradle-Aha-Moment?
Mein persönlicher Cradle to Cradle-Moment war, als ich bei einem unserer Herstellpartner tatsächlich an dieser Balea-Produktion stand und da waren diese vielen Flaschen – die einfach so da lang ruckelten und ich dachte “Wow, echt viel Kunststoff”. Und in dem Moment habe ich begriffen, dass ich wirklich was bewegen kann, wenn es uns gelingt, diese Materialien, diese Wertstoffe im Kreislauf zu halten. Und dann haben wir sehr stark daran gearbeitet, dass wir wirklich überall Rezyklat einsetzen und die Rezepturen abbaubar werden und vieles mehr. Ich glaube, wir sind erst am Anfang, es ist noch viel mehr drin, aber wir haben uns auf die Reise begegeben und ich freue mich sehr darüber.