In den parallelen Foren am zweiten Congresstag zeigte sich erneut die Themenvielfalt von Cradle to Cradle. Von Landwirtschaft über Kunststoffe und Bau hin zu Bildung und kommunaler Entwicklung: Im Congressprogramm war für jede*n etwas dabei. Das Programm der Nebenbühnen des C2CC23 haben wir hier zusammengefasst.
Der Samstagmittag des C2C Congress war geprägt von insgesamt zehn parallelen Foren, in denen über Best Practices in unterschiedlichen Sektoren diskutiert wurde. Denn als ganzheitlicher Ansatz bietet C2C Lösungsansätze für diverse Branchen und Bereiche unserer Gesellschaft. In den Diskussionen wurde deutlich, dass wir für viele Probleme schon Lösungen haben, wir aber noch schneller in die Umsetzung und Skalierung kommen müssen.
Finanzierung zirkulärer Geschäftsmodelle im Bau
Eine wichtige Voraussetzung für diese praktische Umsetzung ist die Frage des richtigen Geschäftsmodells und der Finanzierung davon. Im Bausektor spielen neben der Kreislauffähigkeit und Materialgesundheit von Baustoffen auch zirkuläre Geschäftsmodelle eine wichtige Rolle auf dem Weg hin zu C2C. Eine der Banken, die diesen Wandel bereits in der Finanzierung abzudecken versucht, ist die GLS Bank, wie auf dem von Ana-Cristina Grohnert, Founder & Managing Partner von Berlin Global Advisors & Beirätin C2C NGO, moderierten Panel zum Thema deutlich wurde. Die klassische Immobilienfinanzierung funktioniere nicht mehr, wenn Materialien zirkulieren oder über zirkuläre Geschäftsmodelle in Gebäude eingebracht werden und sich der Umgang mit Restwerten von Gebäuden und Materialien dadurch verändere. “Wir haben noch wenige Transaktionen, wo der Gebäuderestwert eine Auswirkung auf die Finanzierung hat. Das ist aber unbedingt notwendig, wenn wir über zirkuläres Bauen sprechen. Wir möchten diese Frage gerne im Dialog mit allen Akteur*innen des Sektors beantworten”, sagte Verena Müller, Teamleiterin Nachhaltige Wohn- und Gewerbeimmobilien der GLS Bank. Ein Kernelement für die Bewertung und Bilanzierung zirkulärer Baustoffe und Geschäftsmodelle seien gute Daten, sagte Stefanie Voit, Managing Partner von TS.advisory. “Es ist im Sinne einer Kreislaufwirtschaft nicht richtig, wie wir heute in der Bilanz den End-of-Life-Wert einer Immobilie berücksichtigen”, so Voit. Werde Boden bebaut, steige sein Wert. “So sollten wir heute auch mit der Verwendung zirkulärer Materialien umgehen”, ergänzte sie. Die dafür erforderlichen Daten zu ermitteln, damit beschäftigt sich das Startup Concular. “Wir schaffen das Ökosystem, um zirkuläres Bauen zum neuen Standard zu machen. Wir wissen heute nicht, was in den Gebäuden verbaut ist, deshalb digitalisieren wir diese Materialien, auch in Zusammenarbeit mit Herstellern, um Materialkreisläufe zu verbessern”, so Co-Gründer Dominik Campanella. Einer dieser Hersteller ist Novotech, der ein holzbasiertes Kompositmaterial nach Cradle to Cradle herstellt und dieses nach der Nutzung in einem Gebäude zurücknimmt, recycelt und wieder in die Produktion einfließen lässt. Novotech verkauft nur ein Nutzungsrecht an seine Kunden. “Das Nutzungsrecht mit einer periodischen Zahlung ist für uns der nächste Schritt. Wir wollen nichts mehr verkaufen, sondern einen Nutzungswert ermitteln und uns diesen vergüten lassen”, so Holger Sasse, Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens.
Wie kann Batterie-Recycling gelingen?
Für eine zukunftsfähige Mobilität müssen wir uns nicht nur mit Fragen des Antriebs beschäftigen, sondern uns auch überlegen, wie wir Fahrzeugbestandteile wie Batterien im Kreislauf halten können. Damit beschäftigt sich auch der Entsorgungsdienstleister Interzero, der die Batterien zurück nimmt und wieder aufbereitet. “Wir betreiben seit mehr als 30 Jahren Kreislaufwirtschaft. Wir haben in den letzten 30 Jahren die Transformation vom Entsorger zum Umweltdienstleister geschafft. Unser Ziel ist: Wir schieben den Earth Overshoot Day nach hinten”, machte Alexander Maak, Managing Director von Interzero Circular Solutions Germany, deutlich. Durch die Rücknahme der Batterien können wertvolle Rohstoffe im Kreislauf gehalten werden und den Kund*innen anschließend wieder zur Verfügung gestellt werden. Dabei können auch neue Geschäftsmodelle wie “Battery as a Service” helfen, doch in Deutschland gebe es immer noch eine “Mein-Auto-Kultur”, die die Einführung solcher Geschäftsmodelle erschweren würde, gab Maak zu Bedenken. Auch Kyburz Switzerland beschäftigt sich mit E-Mobilität: Das Schweizer Unternehmen stellt Elektrofahrzeuge her, beispielsweise für die Schweizer Post, und recycelt die Batterien der Fahrzeuge nach der Nutzung wieder vollständig. Solche Rücknahmesysteme sind für Martin Kyburz, Gründer & CEO von Kyburz Switzerland, entscheidend: “International muss jeder Hersteller dazu verpflichtet werden, seine Produkte wieder zurück zu nehmen”, forderte er. Neben Rücknahmesystemen müssen auch die politischen Rahmenbedingungen für ein breitflächiges echtes Recycling stimmen. “Es geht nicht nur darum, dass mehr Rezyklate verwendet werden. Sondern auch darum, dass der Einsatz von Rezyklaten politisch unterstützt wird. Nicht nur finanziell, sondern auch dadurch, dass sich das Konsumentenverhalten ändert”, betonte Dr. Lisa Risch, Wissenschaftliche Referentin Batteriepass bei acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften.
Kunststoffe im Kreislauf
Von Kinderspielzeug bis zu Fahrradschläuchen – die Anwendungsmöglichkeiten von Kunststoffen sind vielfältig. Wie Kunststoffe im Kreislauf gehalten werden können, diskutierten Dr. Philipp Hummel, Head of Sustainability bei Schleich und Jens Timmerbeil, CSR-Manager bei Ralph Bohle (Schwalbe) im nächsten Panel. Der Spielzeughersteller Schleich hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2027 alle Figuren und Verpackungen nach C2C herzustellen. “Wir haben C2C für uns entdeckt, weil es weit über eine einfache Kreislaufwirtschaft hinausgeht. Besonders die Materialgesundheit ist für uns dabei ganz wichtig”, erklärte Hummel die Entscheidung für C2C. Auch Ralph Bohle setzt für die Marke Schwalbe auf C2C: “Wir sehen uns in der Verantwortung, eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren und Millionen von Schläuchen und Reifen vor der Verbrennung zu bewahren”, so Timmerbeil. Das Unternehmen habe dafür ein Rücknahmesystem umgesetzt und nimmt nicht nur Schwalbe-Fahrradschläuche zurück, sondern auch Schläuche anderer Marken, die in Fahrradläden zurückgegeben werden. Der Reifenhersteller setze C2C-Aspekte jedoch nicht nur auf Produktebene um: Auch die Firmenzentrale sei nach C2C-Kriterien gebaut worden.
Endlos recyceln?
Wie kann echtes Recycling gelingen? Darüber diskutierten im anschließenden Panel Dagmar Glatz, Produktmanagement Nachhaltigkeit & Verpackungen bei DM-Drogeriemarkt, Timothy Glaz, Leiter Corporate Affairs bei Werner & Mertz, Tara Nitz, Circular Economy bei Covestro, und Ruth Prinzmeier, Sustainability Manager DACH bei Interface Deutschland.
“Wir nutzen bereits 88 % biobasierte Materialien bei Bodenbelägen”, erklärte Prinzmeier die Ausrichtung des Herstellers von modularen C2C-Bodenbelägen. Das Unternehmen habe zwar ein Rücknahmesystem, doch die Rücklaufquote sei noch nicht da, wo sie sein könnte, gab Prinzmeier zu bedenken. Werner & Mertz setzt mit dem Reinigungsmittel Frosch ebenfalls auf C2C: “Wir haben 60 % unserer Produkte nach C2C zertifiziert“, so Glaz. Bei Verpackungen setze das Unternehmen auf Rezyklate, da neue Kunststoffe in der Herstellung drei- bis viermal so energieintensiv seien wie Rezyklat. Die komplexe Zusammensetzung der Kunststoffe würde jedoch das Recycling erschweren, so Glaz. Auch DM setzt auf Rezyklat: “2009 haben wir das erste Mal eine Flasche aus rezyklierten PET eingesetzt. Flaschen aus Rezyklat lassen sich sehr gut mechanisch recyceln”, so Glatz. Doch mechanisches Recycling hat laut Covestro für gewisse Produkte auch Grenzen. “Schaumstoff kann physikalisch und mechanisch nicht recycelt werden. Da bedarf es chemischen Recyclings, um am Ende wieder Monomerketten zu erhalten”, sagte Nitz.
C2C Newcomer
Der C2C Congress möchte auch innovativen und jungen Unternehmen eine Bühne bieten, deren Gründer*innen C2C bereits von Beginn an implementieren. Daher stellten, moderiert von Sophie Treu, Teamlead Strategische Partnerschaften bei C2C NGO, Charlotte Piller & Nhu-Ha Dao, Co-Gründerinnen der Marke Lotta Ludwigson, ihre C2C-inspirierten Hosenanzüge vor, die dazu noch in einem zirkulären Geschäftsmodell angeboten werden. Lewin Fricke von Triqbriq stellte die kreislauffähigen Holzmodule des Startups vor, die aus dem Bestand gewonnen werden. CEO & Founder von Kuori, Sarah Harbarth, präsentierte eine biobasierte und biologisch abbaubare Alternative zu konventionellem Kunststoff, die dennoch in bestehende Produktionsprozesse einfließen kann. Tore Waldhausen & Andreas Wittmann stellten ihr Startup R3leaf vor, eine Software zur regenerativen Bestandssanierung. Karen Rauschenbach präsentierte die Circular Clothing Genossenschaft, die kleinen Textilmarken in der Schweiz den Weg zur Kreislauffähigkeit ebnen möchte. Victor Büchner, selbstständiger Consultant, beschrieb, warum er sich vor allem der Beratung rund um das für C2C so wichtige Thema der Materialgesundheit und Luftqualität verschrieben hat. Und Héloise le Masne, Director of Operations des Impact Hub Berlin, erläuterte, wie der Impact Hub zirkuläre Innovationen und zirkuläre Gründungen durch Programme und das Bereitstellen von Räumen fördert.
Daten Governance für die Circular Economy
Eine echte Circular Economy kann nur funktionieren, wenn wir alle Stoffströme in Qualität und Menge kennen und nachverfolgen können. Digitale Tools sind also auch ein wichtiges Element im Cradle to Cradle-Ansatz. Was genau benötigt wird, um Digitalisierung, Circular Economy und C2C zusammenzubringen, haben C2C NGO und die Friedrich-Ebert-Stiftung in den vergangenen Monaten in einer Gesprächsreihe mit Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft und Best Practices aus der Wirtschaft diskutiert. Wissenschaftlich begleitet, ist daraus der Report “Die digitale Circular Economy – Zirkuläre Daten-Governance für eine Ressourcennutzung von der Wiege zur Wiege” entstanden, der beim C2C Congress vorgestellt wurde. Dr. Florian Hofmann, Wissenschaftler und Dozent an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, der den Report gemeinsam mit Dominik Piétron (Forschungsmitarbeiter beim Fachbereich für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität Berlin) und Prof. Dr. Melanie Jaeger-Erben (Leiterin Fachgebiet Technik- und Umweltsoziologie an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg) verfasst hat, erläuterte zunächst, wie Daten die Verbindung zwischen Stakeholdern für ein zirkuläres Ökosystem schaffen können. Um diese Daten und Datenflüsse so zu koordinieren, dass sie als Transformationsbooster für eine Circular Economy wirken können, benötige es Daten-Governance als zentralen Ansatz. Aus den Gesprächen innerhalb der Fachgesprächsreihe habe sich dabei ein Punkt klar herauskristallisiert: “Das effektivste und mächtigste Instrument dafür sind digitale Produktpässe”, so Hofmann. In der anschließenden Diskussion, moderiert von Max Ostermayer aus dem Referat Klima, Energie, Umwelt der FES, betonte C2C NGO-Beirätin Katja Hansen, dass die Erhebung von Produktdaten bereits bei Grundstoffen beginnen müsse. Zudem sei es wichtig, die Diskussion auf globaler Ebene zu führen. “Daten in der Circular Economy kennen keine nationalen Grenzen, keine Wirtschaftsräume und keine Sektoren”, so Hansen. Daten und Datenstandards müssten also global interoperabel sein. Sebastian Daus, Co-Founder & CEO von FixFirst, der wie auch Katja Hansen an der Gesprächsreihe beteiligt war, brachte die Perspektive einer Reparaturplattform für Elektrogeräte ein. Weder Kund*innen noch Reparaturbetriebe wüssten heute genau, welche Materialien in einem Produkt sind, das repariert werden soll. FixFirst habe daher ein digitales Tool entwickelt, doch oft seien zu wenige Daten dafür verfügbar. “Die verschiedenen Stakeholder müssen dazu beitragen, dass die verschiedenen Daten bereitgestellt werden – seien es dynamische oder fixierte Daten”, so Daus.
Baustoffe der Zukunft
Für eine zukunftsfähige Baubranche braucht es die richtigen Baustoffe. Aber wie sehen diese in der Praxis aus? Ein Beispiel stellte Andreas Kunsmann, Managing Director & COO von Polycare, vor. Das Unternehmen stellt zusammensteckbare Bausysteme her, die aus Beiprodukten der Industrie hergestellt werden. “Wir müssen zu Systemen kommen, mit denen wir zerstörungsfrei zurückbauen können – das zeigen wir mit unserem System”, erläuterte Kunsmann. Das Projekt “Freiraum in der Box” setzt dagegen auf die Revitalisierung des Bestands und regional verfügbare Materialien. “Es ist gut, nicht nur abzureißen, sondern auch zu schauen, was mit Gebäuden im Bestand passieren kann. Ich denke, dass es dafür enorm wichtig ist, natürliche Kreisläufe zu verstehen”, sagte Carolina Mojto, Gründerin und Direktorin von Freiraum. “Wir müssen Stoffe einfach im Kreislauf halten. Das sind kleine Schritte, wenn wir sie mutig angehen. Doch dafür muss es auch in der Politik ein Umdenken geben”, gab Prof. Eike Roswag-Klinge, Managing Director des Institute of Architecture & Natural Building Lab von der TU Berlin, zu Bedenken. Ausschließlich auf natürliche Baustoffe wie Holz zu setzen, würde das Problem nicht lösen, weil wir auch hier innerhalb der linearen Grenzen bleiben müssen. Kreislauffähiges Bauen im Tiefbau sei deutlich schwieriger umzusetzen als im Hochbau, weil hier zwangsläufig Beton und Stahl eingesetzt werden müssen, berichtete Dr. Markus Hennecke, Vorstand der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Beide Materialien stehen für einen hohen CO₂-Ausstoß. Hier müssen Planer*innen neue Wege ausprobieren. Hennecke stellte abschließend fest: “Cradle to Cradle ist nicht einfach ein anderer Weg, wie ich bauen kann. Es ist der einzige Weg – weil wir eine Ressourcenknappheit haben.”
C2C-inspirierte kommunale Entwicklung
Kommunen können auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft nach Cradle to Cradle eine Vorbildfunktion einnehmen. Um mehr Kommunen zu ermutigen, diesen Weg einzuschlagen und C2C in ihrer Region umzusetzen, hat C2C NGO das Netzwerk C2C Regionen ins Leben gerufen. Auch der Berliner Bezirk Pankow ist Mitglied im Netzwerk. “Der Bezirk Pankow ist noch neu im Netzwerk. Es lohnt sich, als neue Region einzutreten, weil man von Best Practices aus dem Netzwerk C2C Regionen profitieren kann”, betonte die Bezirksbürgermeisterin von Pankow, Dr. Cordelia Koch. Die Gemeinde Straubenhardt dagegen ist schon länger im Netzwerk und hat unter anderem ein Feuerwehrhaus nach C2C-Kriterien gebaut. “Die Außenfassade wurde mit einer vorgehängten Streckmetallfassade umgesetzt, die komplett demontierbar ist und 1:1 als Aluminium dem Materialkreislauf wieder zugeführt werden kann”, schilderte der Fachbereichsleiter Bauen und Wohnen der Gemeinde Straubenhardt, Johannes Kohle, die Besonderheiten des Projekts. Auch das Kreisarchiv des Landkreis Viersen ist nach C2C-Kriterien geplant und gebaut worden. Doch nicht nur das: “Alle Neubauvorhaben werden künftig zirkuläre Kriterien beinhalten”, so Jörg Papenkort, Leiter des Gebäudemanagements des Kreis Viersen. Solche Bauvorhaben werden zumindest in Nordrhein-Westfalen durch einen Erlass des Bauministeriums künftig erleichtert: Bei Gebäuden, die nach C2C geplant wurden, können dadurch Materialrestwerte bilanziert werden. Im Kreis Lippe entsteht sogar eine gesamte C2C-Modellregion. “Es braucht eine extrem offene, vertrauensvolle und verbindliche Kommunikation von allen Akteuren für Projekte nach zirkulären Kriterien”, beschrieb Birgit Essling, Leitung der Geschäftsstelle „Lippe zirkulär“ im Kreis Lippe, die Erfolgsfaktoren für das Gelingen solcher Projekte.
Kreisläufe schließen in der Landwirtschaft
Eine ganzheitliche Kreislaufwirtschaft muss auch die Landwirtschaft beinhalten, darum ging es in einem weiteren Panel, das von Dr. Monika Griefahn, Ministerin a. D. und Vorsitzende des Beirats von C2C NGO, moderiert wurde. Eine regenerative Landwirtschaft ist unerlässlich, um den Verlust von nährstoffreichem Boden nicht nur zu verhindern, sondern wieder mehr fruchtbaren Boden aufzubauen, so Tobias Bandel, Head of Biome bei The Landbanking Group, einer Plattform für die Bewertung von kritischen Ökosystemdienstleistungen. Alle landwirtschaftlichen Akteur*innen könnten sich ihr Geschäftsmodell sichern, wenn sie in regenerative Landwirtschaft investieren. “Ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns nicht anmaßen sollten, der Natur ein Preisschild umzuhängen. Aber die Hütte brennt und Geld kann helfen, Prozesse zu beschleunigen”, so Bandel. Dr. Alexandra von Stosch, die als Geschäftsführerin von Artprojekt Entwicklungen unter anderem in Konzepte investiert, die dazu beitragen, Diversität zu erhalten und den Zugang zu ausreichend gesunder Ernährung zu ermöglichen, sieht ebenfalls einen wichtigen Hebel in der Bepreisung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen für unterschiedliche Zwecke: “Tank oder Teller: der Bauer fragt sich eben, was er anbauen soll, was ihm wie viel einbringt.” Tim Gräsing setzt als Gründer von ReGood auf die Kreislaufführung von Resten bei der Lebensmittelproduktion. Er hat ein Patent entwickelt, wie aus Treber, also übriger Gerste beim Bierbrauen, ein flüssiges Mehl hergestellt werden kann. Daran zeige auch die Lebensmittelindustrie Interesse, so habe ReGood sein Produkt bereits in einem Projekt mit Dr. Oetker eingesetzt. “Bis zu 50% der konventionellen Mehle können durch dieses flüssige Mehl ersetzt werden”, so Gräsing.
C2C in der Bildung
Um C2C in die Mitte der Gesellschaft zu tragen, braucht es Bildungsansätze für verschiedene Zielgruppen. Wie solche Ansätze aussehen könnten, diskutierten die Speaker*innen auf dem nächsten Panel, moderiert von Anna Britz & Lisa-Sophie Kinne aus dem Bildungsreferat von C2C NGO. Das Referat setzt auf einen Bildungswandel von unten und stellt Lehrpersonen und anderen Multiplikator*innen dafür Bildungsmaterialien und Wissen über C2C zur Verfügung. Doch oft bleibt in den starren Schulstrukturen wenig Zeit für neue Ansätze, berichtete Philip Elsen, Lehrer und Fachbereichsleiter Politik & Gesellschaftswissenschaften am Beethoven-Gymnasium Berlin. Die Schule versucht als C2C-Pilotschule Cradle to Cradle in den Unterricht einzubringen und aktiv im Schulalltag, beispielsweise in der Gestaltung der Klassenzimmer, umzusetzen. Ein Vorteil von C2C sei dabei, die Selbstwirksamkeit, die Schüler*innen dadurch erfahren. “Was hängen bleibt, ist das, was möglich wird und man selbst ausprobiert, worauf man stolz sein kann”, so Elsen. “Bildung und C2C gehören auf jeden Fall zusammen”, stimmte Sophie Pallaske zu, die als eine von knapp 1000 ehrenamtlich Aktiven von C2C NGO und Sprecherin der Regionalgruppe Thüringen C2C auf regionaler Ebene voranbringt. Christian Schlimok ist Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Novamondo und unterrichtet zu Circular Design und Nachhaltigkeitskommunikation an verschiedenen Hochschulen. “Studierende sind diejenigen, die künftig Entscheidungen treffen werden”, betonte Schlimok, deshalb versuche er, ihnen im Studium Wissen zur Kreislaufwirtschaft mitzugeben. Dass das auch bei jüngeren Lernenden funktioniert, konnte Kamila Pasko, Gründerin und Geschäftsführerin von WoodenValley, bestätigen. “Gerade haptische Methoden ohne vorgegebenen Lösungsweg, beispielsweise zum Erlernen von Kreisläufen, führen bei jüngeren Teilnehmenden immer zu Begeisterung”, sagte Pasko. Laura Scherer, Inhaberin von Circu:Culture, hat sich ebenfalls der Wissensvermittlung zirkulärer Themen verschrieben. Ihr Ziel sei dabei nicht nur Informationsvermittlung, sondern auch die emotionale Überzeugung, so Scherer. Dafür müsse man auch bei Unternehmen ansetzen: “Es gibt viel zu viele Unternehmen, die aktiv noch Abfälle produzieren.” Das wolle sie mit ihrer Arbeit ändern.