C2C in der nachhaltigen Stadtentwicklung
Menschen zieht es in Städte – 2030 sollen laut Schätzungen weltweit 6 von 10 Menschen Stadtbewohner*innen sein. Demzufolge breiten sich Städte und Infrastrukturen aus (Infrastrukturen müssen weiter erschlossen werden) und stehen gleichzeitig vor Herausforderungen wie schwindenden Flächen und unbezahlbaren Mieten. Das spüren Stadtbewohner*innen bereits in der Gegenwart deutlich. Was ist aber, wenn wir nicht nur in den Problemstellungen der Gegenwart verharren, sondern realisierbare Ideen für ökologische, gerechte und zukunftsfähige Lebensräume in Städten fördern?
Diese Vision hatte auch die Regionalgruppe Bodensee vor rund einem Jahr, als sie bei den Dialogtagen zum Wettbewerb ‚Zukunftsstadt Konstanz’ beim Open Stage den nachhaltigsten Stadtteil der Welt verkündete. Der Wettbewerb ‚Zukunftsstadt’ ist eine Leitinitiative des Rahmenprogramms von Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA), gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Er bringt Bürger*innen und Wissenschaft zusammen und fragt, wie wir in Zukunft in Städten leben wollen.
Die Regionalgruppe las den erstaunten Zuhörer*innen, unter ihnen OB Burchardt, Stadtplanungsamtsleiterin Klose und Baubürgermeister Langensteiner-Schönborn, einen Zeitungsartikel vom 01.06.2018 (damals ein Jahr in der Zukunft) vor. Er berichtet davon, wie die Stadt Konstanz beim Wettbewerb ZukunftsStadt erfolgreich in die dritte Phase einzog und nun einen neuer Stadtteil nach dem Cradle to Cradle Designkonzept gestaltet werden wird. Es war eine fiktive Geschichte von einer gelingenden Zukunft mit positiven Effekten für Bewohner*innen, Biodiversität und Klima. Entstanden ist daraus eine konkrete Kooperation der Regionalgruppe Bodensee mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung in Konstanz, die Teil des Zukunftsstadt-Wettbewerb-Teams ist.
Vom 18. bis 20. April findet in Konstanz eine dreitägige Akteur*innengruppen- und Planungswerkstatt statt: „Konstanz 2030: Qualität statt Quadratmeter“. Die bis hierhin entstandenen Konzepte für die Umsetzung des Modellprojektes “Christiani Wiesen” (Konstanz) werden vorgestellt und diskutiert, des weiteren entwickeln drei geladene Planungsteams ganzheitliche städtebauliche Entwürfe. Ein bereits erstellter ‚planerischer Werkzeugkoffer’ für alle Konstanzer Zukunftsquartiere soll hier zudem priorisiert und weiterentwickelt werden .
Und genau da setzte das gerade stattgefundene Treffen vom C2C Bündnis Bau & Architektur (BBA) gemeinsam mit der Regionalgruppe Bodensee an. Es gab neue Impulse aus Architektur und Stadtplanung, eine kreative Einführung zu Cradle to Cradle, und die Möglichkeit, Konstanz und den Wettbewerb kennenzulernen. Letzteres insbesondere im Symposium für Nachhaltiges Bauen „Zukunft findet Stadt – Neue Ideen für den nachhaltigsten Stadtteil der Welt“ mit anschließendem Workshop in Konstanz am 16.03. Veranstaltet wurde das Symposium vom Fachgebiet Energieeffizientes Bauen der Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) und der C2C-Regionalgruppe Bodensee in Kooperation mit der Senatsbeauftragten für Nachhaltige Entwicklung der HTWG und RENN-Süd. Die Veranstaltung startete mit informativen, überraschenden und motivierenden Vorträgen von Dipl.-Ing. Lukas Esper (Stadtplanungsamt Konstanz), Johannes Stiglmair und Andreas Wittmann (Sprecher Bündnis Bau & Architektur im Cradle to Cradle e.V.), Dipl.-Ing. Mario Schneider (DGNB Akademie, Produktmanager Quartiere) und Dipl.-Ing. Jörg Finkbeiner (C2C-Consultant, Partner und Partner Architekten, Schwarzwald & Berlin).
Andreas Wittmann: „Der Bau ist schon lange in Puncto Materialien und Energie der ressourcenaufwändigste Lebensbereich. Zudem sollte uns Wohnraum wichtig sein, immerhin verbringen wir 90% unserer Lebenszeit in geschlossenen Räumen. Das Unglaubliche daran ist eigentlich, dass die verbauten Materialien häufig nicht darauf ausgelegt sind unsere Gesundheit zu fördern. Es war nie das erklärte Ziel und solange Grenzwerte eingehalten werden, gilt es bisher nicht als schädlich. Das Bedürfnis nach neuer Architektur und bezahlbarem Wohnraum ist riesig und wie es der Präsident der DGNB diese Tage in einem Weckruf an alle Architekt*innen formuliert hat: Die Art und Weise wie wir Stadt denken, entwickeln und Gebäude bauen hat massive Auswirkungen darauf wie sich unsere Gesellschaft entwickelt. Wenn ich mir heute die Gebäude, insbesondere Stadt- und sozialen Wohnungsbau anschaue, ist das alles design for isolation. Cradle to Cradle dagegen geht immer von einer Sache aus: Design is a state of intention. Design ist eine Absichtserklärung. Wir wollen eine Lebenswelt, die alle Kinder aller Zeiten wirklich willkommen heißt, und die Bauwirtschaft hat einen enormen Hebel, genau dies zu gestalten.”
Heike Dietz, Bündnis Bau & Architektur