Die Universität Tübingen reinigt künftig „von der Wiege zur Wiege“
Auf dem ersten C2C-Kongress 2014 in Lüneburg erfahren wir von den neuen C2C-Reinigern der Marke green care PROFESSIONAL des Mainzer Mittelständlers Werner & Mertz. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigt uns in der Regionalgruppe Tübingen gerade die Frage, wie sich C2C an der Universität in die Praxis umsetzen lässt. Die neuen Reiniger sind für uns die perfekte Gelegenheit, um die Akteur*innen an der Universität anhand eines konkreten, überschaubaren Projekts zu überzeugen. Wie wäre es, die Reinigungsmittel umzustellen?
Wir nehmen also Kontakt zu der Umweltkoordinatorin der Eberhard Karls Universität Tübingen, auf. Sie betreut den EMAS-Prozess (Eco Management and Audit Scheme) der Universität, eine perfekte Anknüpfungsstelle für unser Vorhaben. Die Umweltkoordinatorin, mit der wir zuvor schon einmal über C2C gesprochen hatten, ist begeistert von der Idee und organisiert ein Treffen.
Am 06. Februar 2015 setzen wir uns zusammen mit der Abfallbeauftragten und einem Mitarbeiter der Abteilung Einkauf, der Leiterin des Reinigungspersonals der Neuen Aula und einem Mitarbeiter der Firma, um das Anliegen zu beraten. Wir können uns auf eine vierwöchige Testphase der Reiniger in der Neuen Aula und im Sportinstitut einigen.
Das Ergebnis der Testphase, zu der auch eine detaillierte Vorstellung der C2C-Reiniger gehört, überzeugt alle Beteiligten. Der Einführung steht nun nichts mehr im Weg. Nach diversen bürokratischen Hürden, die den Prozess noch verzögern, darunter eine Sicherheitseinweisung, soll der Lagerbestand schließlich umgestellt werden und die C2C-Reiniger können uniweit zum Einsatz kommen. Ein Erfolg! Auch für die Gesundheit und die Innenraumluftqualität in den Universitätsgebäuden (vgl. TÜV-Klassenzimmer-Test 2015).
Über die Umweltkoordinatorin bekommen wir die Möglichkeit C2C im Beirat für Nachhaltige Entwicklung und in der EMAS-Runde der Universität Tübingen vorzustellen. Ist es möglich, C2C in die Nachhaltigkeitsstrategie der Universität zu integrieren? In den Umweltleitlinien finden wir eine Argumentationsgrundlage: „Für Beschaffung und Investitionen werden […] umwelt- und sozialverträgliche Varianten bevorzugt. Die Universität wirkt auf ihre zuliefernden Unternehmen und VertragspartnerInnen zu einer ökologischen und sozialen Verbesserung ein.“
Wir als Regionalgruppe Tübingen haben uns nach dem Erfolg mit den C2C-Reinigern folgendes Ziel gesetzt: Wir möchten den Prozess der praktischen Umsetzung von C2C an der Universität Tübingen initiieren, diskutieren, begleiten, dokumentieren und mit allen relevanten Entscheidungsträger*innen besprechen. Schwerpunktthemen sind die öffentliche Beschaffung, der Gebäudebau und die Umweltleitlinien der Universität, die zwar die Ökoeffizienz berücksichtigen, aber noch nicht das Konzept der Ökoeffektivität.
Die besten Möglichkeiten einer raschen Umsetzung von C2C bietet dabei die öffentliche Beschaffung, indem die C2C-Kriterien in die Ausschreibungstexte mit aufgenommen werden. Dadurch wird die öffentliche Beschaffung, so unsere Theorie, zum Katalysator des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels hin zu einer C2C-Kreislaufwirtschaft. Die Universität als öffentliche Institution übernimmt gesellschaftliche Verantwortung und hinterlässt einen positiven Fußabdruck.
Im Wintersemester 2016/2017 sind Gespräche mit der Abteilung Einkauf angedacht, um das weitere Vorgehen zu beraten. Mögliche Produkte, für die eine Umstellung in Frage kommt, sind Toilettenpapier, Druckfarben (das Druckerpapier von Steinbeis, das die Universität verwendet, ist bereits C2C-zertifiziert!), Büromaterialien, Büromöbel und natürlich alle möglichen Baumaterialien von Bodenbelägen bis hin zu Fenstergläsern. Der Gebäudebau ist allerdings Ländersache, weswegen wir in diesem Bereich auf positive politische Ziele aus Stuttgart angewiesen sein werden.