Text: Tim Janßen & Nora Sophie Griefahn
Unbemerkt hinterlassen Alltagsprodukte wie Pfannen oder wasserabweisende Regenjacken durch ihre langlebige Beschichtung Spuren – in unserem Körper, in der Umwelt und in den kommenden Generationen. Das liegt auch an sogenannten PFAS, die nicht ohne Grund den Beinamen „Ewige Chemikalien“ tragen und mit Leberschäden, Schilddrüsenerkrankungen und Krebs in Verbindung gebracht werden.
Immer wieder flammen Diskussionen rund um PFAS auf, die schon seit den späten 1930er-Jahren aufgrund ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften im Einsatz sind. Bereits seit den 1970er-Jahren herrscht wissenschaftlicher Konsens darüber, dass sie schädlich für Umwelt und Gesundheit sind. Erst kürzlich erschien eine weitere Studie. Untersucht wurden 200 werdende Mütter während und nach der Schwangerschaft, bei denen PFAS im Blut nachgewiesen wurde, sowie deren Kinder. Die Ergebnisse zeigen: PFAS gelangen bereits im Mutterleib und beim Stillen in den Körper des Kindes. Das hat Folgen für die Gesundheit, insbesondere kann das Immunsystem von Kindern frühzeitig und dauerhaft geschwächt werden.
PFAS zu vermeiden, ist für Konsument*innen äußerst schwierig. Selbst bei Produkten, die mit „frei von Schadstoffen“ werben, bleibt oft unklar, was tatsächlich enthalten ist. Cradle to Cradle misst deshalb Qualität nicht daran, was nicht enthalten ist. Entscheidend ist, was tatsächlich enthalten ist.
Aktuell wird im Rahmen der geplanten Überarbeitung der EU-Chemikalienregulierung REACH wieder über ein Verbot von mehr als 10.000 PFAS diskutiert. Doch vorangetrieben wird dieses Vorhaben nur zögerlich, nicht zuletzt aufgrund der Lobbyarbeit großer Chemiekonzerne. REACH sollte so ausgestaltet sein, dass sich die Nutzung von Stoffen nicht länger an abstrakten Grenzwerten orientiert, die lediglich die Schäden begrenzen. Die eigentliche Lösung liegt in einem Umdenken. Langlebigkeit ist nicht automatisch ein Qualitätsmerkmal oder besonders nachhaltig. Vielmehr müssen Produkt von Anfang an so designt sein, dass alles, was in die Biosphäre gelangt – sei es über die Haut oder über die Umwelt – vollständig biologisch abbaubar und unbedenklich ist.
Erst im zweiten Schritt sollte ein Produkt auf Effizienz optimiert werden. Als NGO treiben wir dieses Umdenken mit voller Kraft voran. Im September mischen wir kräftig auf der IFA Berlin mit. Dort bringen wir das Thema C2C dorthin, wo es bislang oft fehlt, nämlich in die Welt der Consumer Electronics. Mit einem eigenen Stand, Bühnenbeiträgen, als Jurymitglied der IFA Innovation Awards für die Sustainability Kategorie und weiteren Impulsen. Wir stellen im Rahmen der Partnerschaft als NGO zudem ein Positionspapier vor, das zeigt, wie ein C2C-Elektrogerät heute schon aussehen kann. Gemeinsam mit dem F.A.Z.-Institut verleihen wir in diesem Jahr außerdem zum zweiten Mal den Circularity Champion Award an Unternehmen. Bewerbungen sind noch bis zum 15. August möglich!


