Um Cradle to Cradle in die Mitte der Gesellschaft zu bringen, müssen wir Bilden und Vernetzen! Dass dabei die richtige Kommunikation eine entscheidende Rolle spielt, ist zwar keine große Überraschung, jedoch nicht immer und in jeder Situation einfach. Reden lernt man nur durch reden! Deshalb fand unter diesem Motto am letzten Februar Wochenende das erst Multiplikator*innenseminar statt. Für drei Tage trafen sich rund 30 Aktive in der Bundesgeschäftsstelle des Cradle to Cradle e.V., um gemeinsam und mit geschulten C2C Trainer*innen ein souveränes Kommunizieren über die C2C Denkschule, Designkonzept und den Zielen des C2C e.V. zu lernen.
Das Multiplikator*innenseminar startete am Freitag mit einer Begrüßung und einem gemeinsamen Abendessen. In gemütlicher Runde lernten sich alle kennen und konnten alle Fragen stellen, die ihnen auf dem Herzen lagen. Nach einem Input am Samstagmorgen zur C2C Denkschule und dem Designkonzept, ging es auch schon von der Theorie in die Praxis: Bei einem World Café kamen die Teilnehmenden ins Gespräch und konnten den intensiven Dialog in kleinen Kreisen zu Themen, wie Nachhaltigkeitsstrategien und Cradle to Cradle üben.
Mit neugetankter Energie ging es nach dem Mittagessen mit dem zweiten Input zu den Themen Cradle to Cradle im Kontext und die Cradle to Cradle Zertifizierung weiter. Hier konnten die Teilnehmenden tiefer in die Thematik eintauchen. Verschiedene Aspekte, wie die Historie, das Abfallrecht in Deutschland, Kreislaufwirtschaft oder Recycling heute wurden näher erläutert. Wer über Cradle to Cradle redet, sollte schließlich auch mit den größeren Zusammenhängen der Thematik vertraut sein. Denn erst die grüne Bewegung in den 70er und 80er Jahren bewirkte ein Umdenken und das Bewusstsein für die Begrenztheit natürlicher Ressourcen. Nachdem Deutschland nahezu im Müll versank, trat 1991 die Verpackungsverordnung in Kraft, sowie der grüne Punkt und das duale Entsorgungssystem. Darauf folgte 1996 das Kreislaufwirtschaft- und Abfallgesetz. Dennoch lösten diese Schritte bei weitem nicht die gesamte Problematik, da damit nur die Folgen bekämpft werden. 2002 erschien das Buch „Cradle to Cradle: Remaking the way we make things“ und beleuchtetet nicht nur die Müllvermeidung und das Recyceln, sondern bot einen komplett anderen Denk- und Handlungsansatz: eine fortlaufende Wertschöpfungskette.
Da es zahlreiche Gesetze und Vorgaben zum Recycling gibt, ist es umso wichtiger, die tatsächliche Umsetzung davon zu beleuchten. Die Statistiken zu diesem Thema sind beim ersten Betrachten ziemlich optimistisch. Schaut man jedoch genauer hin, fällt auf, dass sie hauptsächlich nur darüber informieren, dass die Menge an Müll, die in Recyclinganlagen hineingeht sehr groß ist. Was zum einen natürlich gut ist, aber allein als Tatsache bei weitem nicht reicht. Denn was die Recyclinganlage aus dem Müll macht und wie effizient diese funktioniert, spielt in den Statistiken kaum eine Rolle. Tatsächlich sind die Verluste ziemlich hoch. Bis zu 50 % Fehlwürfe landen in Großstädten in der gelben Tonne, diese werden in den Sortieranlagen aussortiert und in der Regel verbrannt und letztendlich trotzdem als recycelt gezählt. Sich darüber bewusst zu sein, dass die Realität bei weitem noch nicht so weit ist, wie einige Statistiken den Anschein machen, gab noch mal allen beim Multiplikator*innenseminar den Impuls und Anstoß, wie wichtig unsere Bildungs- und Vernetzungsarbeit zu Cradle to Cradle ist.
Am Nachmittag ging es darum, wie wir die Menschen für Cradle to Cradle begeistern können und beispielsweise mit einem Vortrag informieren. Eine gute Vorbereitung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Zudem sollte man selbst von der Thematik begeistert sein und eine Meinung zum Thema haben. Denn wer selbst überzeugt ist, kann auch andere überzeugen! Beim anschließenden Rhetoriktraining konnten die Teilnehmenden ihre zuvor gelernte Theorie anwenden und ausprobieren. Dazu gab es verschiedene vorgegebene Situationen: einen Vortrag zu halten, an einem Messestand mit Menschen reden oder einer Person C2C kurz und gut zu erklären. Am Sonntag konnten in Form eines Themenspeichers alle Fragen gestellt werden, die an dem Wochenende aufkamen.
Insgesamt waren es drei spannende Tage voller Infos, Methoden und Workshops, welche den Aktiven neues Werkzeug an die Hand gaben und die Kommunikation der Aktiven auf ein neues Level hob. Die Teilnehmenden sind nun fit für Vorträge und Infostände. Das erste Multiplikator*innenseminar war ein voller Erfolg und fand mit Sicherheit nicht zum letzten Mal statt! Spread the Word!
Mareike Schmidt (FÖJ in der Geschäftsstelle)