Etappe 1: Freiburg
Bei unserer ersten Etappe des Internationalen Cradle to Cradle Congress 2021 am 14. Juli in Freiburg hatten wir gleich vier hochkarätige Keynote-Speaker*innen in unserem Programm: Mansoor Bilal berichtete über die erfolgreiche Skalierung von C2C-Lösungen in der Textilbranche, Dr. Susanne Kadner und Dr. Henning Wilts analysierten den Stand der Circular Economy in Deutschland und zum Abschluss gab Michael Braungart einen Ausblick in eine C2C-Zukunft.
Die Speaker*innen beleuchteten aus unterschiedlichen Perspektiven die Skalierung von C2C-Lösungen. Mansoor Bilal, Vice President Marketing, Research & Innovation bei Soorty Enterprises, brachte Einblicke aus der internationalen Textilindustrie mit nach Freiburg. Der pakistanische Textilhersteller Soorty ist das weltweit einzige Unternehmen mit einer komplett nach C2C zertifizierten Denim-Produktpalette vom Garn über das Gewebe bis hin zu fertigen Kleidungsstücken. Soorty habe 2018 damit begonnen, das eigene Geschäftsmodell ganz neu zu definieren, um in der Textilindustrie einen Unterschied zu machen. “Wir haben in allen Teilen des Geschäfts angesetzt. Es ging uns nicht nur um eine andere Art der Produktion, sondern um einen umfassenden Ansatz”, sagte Bilal. So habe Soorty ein neues Wassermanagement eingeführt und chemische Abfälle drastisch reduziert. Bei der Umsetzung sei das Unternehmen aber auch auf einige Hindernisse gestoßen, berichtete Bilal. Die Komplexität der Lieferketten in der Textilindustrie erschwere die Umstellung auf C2C. Wichtig sei es dabei, so Bilal, alle Stakeholder und Lieferanten sowie das ganze Team in den Prozess mit einzubeziehen und mitzunehmen.
Wo steht Deutschland auf dem Weg zu einer Circular Economy nach C2C?
Dr. Henning Wilts, Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft beim Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, machte in seiner Keynote eine Bestandsaufnahme von Deutschland und analysierte, wo wir in Hinblick auf eine echte Kreislaufwirtschaft schon stehen und was wir in Zukunft für eine erfolgreiche Umsetzung noch benötigen. Dabei stellte er fest, dass viele Länder wie beispielsweise die Niederlande Deutschland abgehängt haben. Oft würde das Thema zu sehr aus einer reinen Abfallperspektive betrachtet. Wilts zog den Vergleich zwischen Klimaschutz und Circular Economy. Für die Umsetzung einer echten Kreislaufwirtschaft könne man vom Klimaschutz lernen, so Wilts. “Eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft braucht innovative Politikgestaltung.“
Dem stimmte Dr. Susanne Kadner, Leiterin der Geschäftsstelle der Circular Economy Initiative Deutschland (CEID), in ihrer Keynote zu. Sie stellte die Circular Economy Roadmap für Deutschland vor. Darin formuliert die CEID 10 Handlungsschwerpunkte zur Erreichung der Transformation zur Circular Economy. Dazu gehören beispielsweise die öffentliche Beschaffung, digitale Lösungen wie Product Passports oder digitale Zwillinge sowie Bildung und Wissenstransfer. Kadner betonte außerdem, dass wir sowohl ökonomische Anreize wie Steuerentlastungen als auch passende regulatorische Rahmenbedingungen brauchen, um eine Circular Economy in Deutschland umzusetzen.
Die anschließende Diskussion zwischen Wilts, Kadner und unserer Geschäftsführenden Vorständin Nora verdeutlichte, dass wir konkrete Maßnahmen brauchen, um diese Umsetzung zu erreichen. Dazu muss die Politik Mindestvorgaben in der öffentlichen Beschaffung festlegen und die Subventionen abschaffen, die einer erfolgreichen Circular Economy nach Cradle to Cradle bisher im Weg stehen. Nur so könne verhindert werden, dass Deutschland den Umbruch zu einer zirkulären Zukunft nicht verschläft, waren sich die Teilnehmenden einig.
“Die planetaren Grenzen sind allein wir”
Den Abschluss des Congressauftakts in Freiburg bildete die Keynote von Michael Braungart, C2C-Vordenker, Professor für Cradle to Cradle an der Leuphana Universität Lüneburg und Mitglied unseres Beirats. Deutschland könne eine Vorbildfunktion für den Rest der Welt einnehmen und als Inspiration für eine Welt nach Cradle to Cradle dienen, erläuterte er. “Die planetaren Grenzen sind allein wir”, so Braungart. Wenn wir es wollen, können wir die Dinge wirklich ändern und einen positiven Einfluss auf die Welt haben.
Wie wir diese positiven Veränderungen auch in die Plastik- und Verpackungsindustrie bringen können, diskutieren wir auf der zweiten Congress-Etappe am 7. September 2021, die komplett digital stattfinden wird.