Das Europäische Parlament hat dem Vorschlag der EU-Kommission zugestimmt, Atom- und Gasenergie in die sogenannte EU-Taxonomie aufzunehmen und stuft damit beide Energiequellen künftig als nachhaltig ein. Ab 2023 dürfte das neue Klassifikationssystem für den Finanzmarkt gelten, durch das Investitionen in “grüne” Energiequellen angekurbelt werden sollen.
Die EU schafft damit erhebliche finanzielle Anreize, weiterhin in nicht-zukunftsfähige Energietechnologien zu investieren. Nicht-zukunftsfähig sind diese Energiequellen gleich aus mehreren Gründen: Sie hinterlassen hochgefährliche radioaktive Reststoffe oder emittieren bei ihrer heute üblichen Nutzung klimaschädliche Treibhausgase. Schäden, die durch atomaren Müll entstehen, sind nicht reversibel und irreversible Vorgänge können wir uns für eine lebenswerte Zukunft schlicht nicht leisten. Seit Monaten diskutieren wir zudem öffentlich über die jahrzehntelang politisch aufgebaute Abhängigkeit unter anderem von Gasimporten aus Russland und suchen nach Wegen, sie zu beenden. Nun schafft die EU einen weiteren systemischen Anreiz, diese Abhängigkeit beizubehalten. Das ist keine Lösung, sondern Interessenpolitik, die nicht das langfristige Wohl der Gesellschaft zum Ziel hat.
Mit dem Circular Economy Action Plan hat die EU eine geschlossene Kreislaufwirtschaft als politisches Ziel ausgerufen, die beim kreislauffähigen und materialgesunden Design von Produkten und Prozessen beginnen muss. Das ist auch genau der richtige Weg in eine lebenswerte Zukunft. Das an sich sinnvolle Instrument der EU-Taxonomie wäre ideal geeignet gewesen, um Geld in wirklich zukunftsfähige energetische Lösungen zu lenken, wie einen schnellen Ausbau sicherer, erneuerbarer Energien aus kreislauffähigen Anlagen. Denn die wirken der Klima- und Ressourcenkrise entgegen, mindern Importabhängigkeiten und bilden die einzige sinnvolle Grundlage für eine geschlossene Kreislaufwirtschaft.