Ehrenamtliche des Bündnisses für Gestaltung haben ein Cradle to Cradle-Regal gestaltet, das jede*r zu Hause nachbauen kann. In der Anleitung, die dafür erarbeitet wurde, wird nicht nur beschrieben, wie die Einzelteile gebaut und zu einem Regal zusammengesetzt werden – sie beinhaltet außerdem weiterführende Informationen zum Cradle to Cradle-Konzept. So wird interessierten Heimwerker*innen die Möglichkeit gegeben, auf kreative und handfeste Art und Weise zu erfahren, was Cradle to Cradle (C2C) beinhaltet und bedeutet – und wie jede*r Einzelne etwas für mehr Nachhaltigkeit tun kann.
In den aus Ehrenamtlichen zusammengesetzten Bündnissen von Cradle to Cradle NGO werden Themen mit verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten behandelt. Das Bündnis für Gestaltung befasst sich mit allen Themen, die mit Gestaltung und (Produkt-)Design zusammenhängen, und will das professionelle Wissen der im Bündnis Aktiven bündeln, um die C2C-Ideen in der Designbranche und auch in anderen Bereichen bekannter zu machen und zu verbreiten.
In den letzten beiden Jahren hat sich das Bündnis für Gestaltung mit zwei Fragen beschäftigt:
- Wie wird Cradle to Cradle nicht nur theoretisch erlernbar, sondern auch praktisch erfahrbar und damit emotional zugänglicher?
- Worauf müssen Designer*innen bei der Gestaltung und Konzeption eines C2C-Produktes achten, wo lauern Schwierigkeiten?
Die Antwort auf diese beiden Fragen war: Wir bauen ein Regal! Im Prozess wollten die Ehrenamtlichen herausfinden, worauf ein*e C2C-Designer*in achten muss; am Ende des Projektes sollte nicht nur ein Regal, sondern auch eine Open-Source-Anleitung für alle Interessierte stehen.
Der Prozess
Ende 2021 wurden bei einem Bündnistreffen im C2C LAB in Berlin erste Ideen für Regalkonzepte und -designs erdacht, diskutiert und letztlich auf drei Lösungsansätze heruntergebrochen. In den darauffolgenden Monaten entwickelten die Bündnismitglieder in regelmäßigen Zoom-Treffen das Regal weiter: Sie konkretisierten ihre Ideen in Zeichnungen und testeten die Konzepte und entwickelten Verbindungsteile mit kleinen Modellen (Mock-ups). Schließlich einigten sich die Beteiligten auf ein finales Designkonzept.
Bei einem weiteren Bündnistreffen im Sommer 2022 ging das Projekt in eine entscheidende Phase: Vier Ehrenamtliche des Bündnisses bauten das Regal, das sie und andere Aktive über ein Jahr lang geplant hatten, und stellten erleichtert fest: Es hält! Und: Das Design des Regals erlaubt tatsächlich – wie geplant, wie erhofft – einen schnellen Auf- und Abbau, etwaige Reparaturen durch einfache Austauschbarkeit von Komponenten, modularen Aufbau und damit Anpassung an verschiedene Wohnungen und Lebensphasen sowie die Trennbarkeit aller verbauten Materialien für das Recycling.
Nach diesem erfolgreichen Treffen wurde auch der zweite Teil des Projektes umgesetzt: die Anleitung. Diese zeigt nicht nur, wie das Regal zu Hause selbst gebaut und an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden kann, sondern beinhaltet zusätzlich weitere Informationen zu Cradle to Cradle und zur Möbelindustrie. Darüber hinaus wurden die designspezifischen Ergebnisse bündnisintern zusammengefasst: In welchen Design-Schritten Vorsicht geboten ist, welche Probleme es mit Materialien und deren Kreislauffähigkeit gibt, was beim finalen Regal immer noch nicht perfekt ist, woran das liegt (bspw. an den wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen) und was dem Abhilfe verschaffen könnte.
Ziele
Bei der Betrachtung des Status quo der Möbelindustrie wird klar: So, wie Möbel im Moment gebaut und ‚entsorgt‘ werden, kann es nicht weitergehen! Dazu reicht es zwar nicht, ein C2C-Regal für die Wohnung selbst zu bauen – vielmehr braucht es auch systemische Veränderungen und beispielsweise einen Aufbau von Rücknahme- und Recycling-Systemen –, aber das Regal und die dazugehörige Anleitung können einen Beitrag zur Sensibilisierung der Menschen leisten. Und ganz nebenbei – so haben die Ehrenamtlichen des Bündnisses festgestellt – macht das Werkeln am Regal auch noch ziemlich viel Spaß.
Linda von Faber und Tobias Hauptmann