Der Sommer ist da und damit auch unser alljährlicher Sommerempfang. Wie jedes Jahr eine gute Gelegenheit, um sich mit Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen auszutauschen und Cradle to Cradle auf die Agenda zu bringen, aber auch einfach, um den Sommer zu feiern. Knapp 60 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Ehrenamt sowie unser knapp 40-köpfiges Team kamen am 22. Juni im C2C LAB in Berlin zusammen.
Bei bestem Sommerwetter begrüßten wir bereits am Donnerstagvormittag unseren inzwischen 27-köpfigen Beirat. Das ehrenamtliche Gremium steht dem Vorstand unserer NGO mit Rat und Tat zur Seite und setzt sich aus Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen und Expertisen zusammen. Jedes Jahr nutzt der Beirat den Termin des Sommerempfangs, um sich auszutauschen und auf dem Laufenden zu halten. Ab 16 Uhr durften wir dann die ersten externen Gäste mit einem kühlen Getränk begrüßen.
Mit Cradle to Cradle die Rohstoffversorgung der deutschen Wirtschaft sichern
Als Highlight des kurzen inhaltlichen Programms holten unsere geschäftsführenden Vorstände Nora und Tim nach einer kurzen Begrüßung Jennifer Morgan, Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für Internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, auf die Bühne. Die frühere Vorsitzende von Greenpeace International betonte in ihrem Grußwort, dass es unerlässlich sei, Klima- und Ressourcenpolitik als eine Einheit zu verstehen. “Es reicht nicht aus den Energieverbrauch zu senken, wir müssen auch an der Rohstoffschraube drehen”, sagte sie. Die gegenseitigen Abhängigkeiten und Zusammenhänge würden noch viel zu häufig unterschätzt und daher auch nicht gemeinsam adressiert – in der internationalen Klimapolitik, aber auch auf Bundesebene. “Wir müssen das zirkuläre Wirtschaften viel stärker nutzen, um die Rohstoffversorgung der deutschen Wirtschaft zu sichern”, sagte Morgan weiter. Damit das geschehe, müsse über die Themen Kreislaufwirtschaft und Cradle to Cradle noch stärker und besser kommuniziert werden. Dabei, so Morgan, spielten zivilgesellschaftliche Organisationen einen Schlüsselrolle.
Rückblick auf Labor Tempelhof
Um die vergangenen Monate Revue passieren zu lassen und über laufende und anstehende Projekte zu sprechen, holten Tim und Nora im Anschluss einige Gäste auf die Bühne, mit denen wir regelmäßig im Austausch sind.
So etwa unser Beirat Bela B, der mit seiner Band Die Ärzte und den Toten Hosen im vergangenen Jahr das Labor Tempelhof ermöglicht hat und über die Anbahnung und Planung des Transformationsprojektes erzählte – und über die bereits heute sichtbaren langfristigen Veränderungen dadurch. “Ein Resultat ist, dass der Flughafen Tempelhof – auf dem große Veranstaltungen wie die Fashion Week stattfinden – heute wegen uns Ökostrom hat”, sagte Bela.
Sichert euch einen Anteil an unserer C2C-Fassade
Mit Sven Biebler, Deutschlandchef des Metallunternehmens Zinq, sprachen Nora und Tim über den feuerverzinkten Stahl des Unternehmens, der die Basis für die derzeit entstehende Fassade im C2C LAB ist. Rund vier Jahre nach der Eröffnung des C2C LAB ist die neue Fassade das aktuell größte Umbauprojekt in unserem Reallabor – auf dem Gerüst aus einer Mikrozinklegierung werden in den kommenden Wochen unterschiedliche kreislauffähige und materialgesunde Fassadenbaustoffe wie Tonziegel, Keramik- und Glasfliesen oder Holzelemente angebracht. Für Biebler ist das Projekt “ein lebender Beweis, wie C2C funktioniert: diese Fassade ist reuse-fähig – sie können sie immer wieder ab- und anschrauben – sie ist 100 % recyclingfähig”. Im Laufe der nächsten Wochen werden wir unterschiedlichste Materialbeispiele an der Fassade ergänzen – seien es Tonziegel, Keramik- und Glasfliesen oder Holzelemente. Ein Blick in bzw. auf unser C2C LAB lohnt sich also immer.
Gleichzeitig ist die Fassade für uns eine tolle Möglichkeit zu zeigen, wie zirkuläre Geschäftsmodelle dabei unterstützen, die Kreisläufe von C2C-Materialien zu schließen und neue Formen der Finanzierung von C2C-Projekten zu ermöglichen. Wir haben dafür eine Kampagne aufgesetzt, über die ihr euch hier genauer informieren könnt.
Cradle to Cradle in der Bildung und im Ehrenamt
Über die Veröffentlichungen unseres Referats Bildung in den vergangenen Monaten sprachen Nora und Tim mit Phil Elsen, Lehrer für Politik und Wirtschaft am Beethoven Gymnasium Berlin. Die Schule war unser Partner bei der gemeinsamen Erkundung, welche Cradle to Cradle-Elemente bereits heute in und an Schulen umgesetzt werden können. Gefördert von der Heidehof-Stiftung entsteht zu diesem Projekt gerade eine Broschüre über die Erfahrungen aus dem Projekt. Sie soll Lehrende, Schüler*innen aber auch Eltern und Bildungspolitiker*innen neben unseren digitalen Lernmaterialien und dem kürzlich veröffentlichten digitalen Lerntool LOOP dabei unterstützen, Cradle to Cradle im Bildungsbereich zu etablieren. Denn das, so Phil, ist gar nicht so einfach. “Wir versuchen lineare Oldschool-Gemäuer einzureißen – auch in den Köpfen. Wir versuchen, viel Know-how einzubringen, wie sich das lineare Wirtschaftssystem ändern muss. Aber das gelingt am besten, indem man das mit praktischen Projekten versucht”, so der Lehrer über das gemeinsame Projekt.
Know-how brachte auch Sven Urselmann ein, der auf der Bühne über seine Erfahrungen als ehrenamtlicher Aktiver unserer NGO berichtete. Seit einigen Jahren ist Sven in der Regionalgruppe Düsseldorf aktiv – und setzt in seinem Unternehmen Urselmann Interior Design Cradle to Cradle ebenfalls um. Das hat für den gelernten Schreiner einen ganz einfachen Grund: “Das Bauwesen ist Teil des Problems und Cradle to Cradle zeigt, wie sich das ändern lässt.”
Austausch und Vernetzung mit der C2C-Community
Cradle to Cradle im Bau ist auch ein immer wiederkehrendes Thema in unserer Arbeit mit Kommunen. Unser Vorstandsmitglied Bärbel Dieckmann hat als frühere Oberbürgermeisterin von Bonn einen sehr guten Überblick darüber, an welchen Stellen Cradle to Cradle in Städten und Gemeinden eingebracht werden kann. “Was die NGO macht, ist für Kommunen von großer Bedeutung. Denn es gibt keine Stadt, in der gerade nicht ein Schwimmbad verbessert, Schulen gebaut oder Industrie angesiedelt wird”, so Bärbel. Die mit einer kommunalen Entwicklung nach Cradle to Cradle verbundenen Chancen seien daher riesig.
Der Meinung war auch der Bundestagsabgeordnete und Berichterstatter für Kreislaufwirtschaft der SPD, Michael Thews, mit Blick auf die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie der Bundesregierung, an deren Dialogprozess unsere NGO beteiligt ist. C2C sei ein Ansatz, der klare Vorgaben mache, wie ein Produkt für eine Kreislaufwirtschaft aussehen müsse, so Michael Thews. Nun müsse die Politik konsequent sein und nicht nur Strategien entwickeln, sondern entsprechende Gesetze “noch in dieser Legislaturperiode umsetzen, damit die Initiativen, die auch ihr hier startet, zum Zuge kommen”.
Austausch bis in den Abend hinein
Alle anwesenden langjährigen Partner, C2C-Expert*innen, Politiker*innen und C2C-Neulinge nutzen die folgenden Stunden, um sich in entspannter Atmosphäre und mit musikalischer Begleitung vor dem C2C LAB auszutauschen. Wir sind uns sicher, dass dabei neue und spannende Kontakte und Ideen entstanden sind. Und genau darin sehen wir auch unsere Rolle als NGO: Menschen zusammenbringen und eine Plattform für Austausch und Vernetzung für Cradle to Cradle bieten.