Was muss sich ändern, damit wir Nährstoffe für die Lebensmittelproduktion in Kreisläufen halten und die Qualität unserer Böden verbessern können? Und was haben diese Fragen mit einer Kreislaufwirtschaft zu tun? Darüber sprachen am 21. Mai im C2C LAB Ariane Krause, Tim Gräsing, Alexandra von Stosch und Nora Sophie Griefahn.
Von Trockentoiletten und flüssigem Mehl
Ariane Krause, Koordinatorin des Forschungsprojekts „zirkulierBAR”, nahm uns mit in die Welt menschlicher Ausscheidungen und der darin enthaltenen Nährstoffe. In einer Versuchsanlage in Eberswalde arbeitet das Projekt daran, Phosphor, Stickstoff, Kalium und weitere Stoffe aus Urin und Fäzes zu recyclen und weiter nutzbar zu machen, beispielsweise als Dünger. Laut Krause benötigen wir Sanitärsysteme, die Stoffströme direkt bei der Entstehung trennen, statt des derzeitigen Abwassersystems. Denn werde Wasser als Transportmittel genutzt, sei die Trennung der einzelnen Bestandteile deutlich schwerer und aufwendiger. Urin mache nur etwa 1 % des Abwassers aus, enthalte aber 80-90 % des Stickstoffs und circa 50 % des Phosphors, der insgesamt im Abwasser stecke. Daher arbeite das Projekt mit Reststoffen aus Trockentoiletten und habe so einen kreislauforientierten Verwertungspfad für sanitäre Nebenstoffströme entwickelt. Aus den Feststoffen wird organischer Humusdünger und flüssiger Mineraldünger aus dem Urin. Messungen auf landwirtschaftlichen Versuchsflächen hätten 2023 ergeben, dass der qualitätsgesicherte Dünger eine vergleichbare Wirkung aufweist wie synthetischer Dünger. Laut Krause sei die größte Herausforderung beim Recycling von Ausscheidungen die aktuelle Gesetzgebung, nach der die getrennte Sammlung der Nährstoffe ohne Wasser aktuell nicht vorgesehen ist. Dabei sei die Bevölkerung durchaus offen für eine Anpassung des Gesetzes: Bereits heute könnten sich 44 % der deutschen Bevölkerung vorstellen, Gemüse, produziert mit recyceltem Dünger, zu essen, so Krause. Sie schloss mit Verweisen auf die Bioabfall- und Düngemittelverordnung, unter welche getrennt und trocken gesammelte Ausscheidungen aus ihrer Sicht fallen sollten, damit sie behandelt und weiterverarbeitet werden dürfen.
Tradition, zirkuläre Lebensmittel und politische Rahmenbedingungen